DER FRIEDHOF LIEGT WEIT HINTER MIR

„Sobald Du aufhörst aus dem Mund zu riechen!“ rief ich ihm zu. „Fein!“ gab er mir noch auf dem Weg. Ich verließ den Lärm, die Party, die Menschen und trat hinaus in die Einsamkeit der Novembernacht. Das war besser als die Möglichkeiten, die ich nicht ausschöpfen wollte und mal ganz ehrlich, wenn man die Wahl hat, dann geht man durch das Törchen auf dem Tod steht und läßt die Qual links liegen! Man gibt sich einen Kuß und freut sich das das Leben ein Freund ist. Wenn man ganz dreist ist, klopft man sich vielleicht noch auf die Schultern, aber man bleibt auf keinem Leichenschmaus, wenn die Häppchen längst aufgegessen sind. Verstreut meine Asche über dem botanischen Garten, über dem Kaufhof oder dreht sie irgendeinem Idioten als Schwarzen Afghanen an, aber erzählt mir bitte nicht mehr, das Leichen tanzen. Tote brauchen keine Blumen. „Sag mal, findest Du eigentlich auch, das der Wetterfrosch ein Arschloch ist? Sag mal, findest Du es nicht total diskriminierend, das es keine Kaffeetassen für Linkshänder gibt? Sag doch mal, so ganz konkret gesprochen, wie bewertest Du denn die Rolle des Hamsters im Kapitalismus? Wie findest Du denn das neue Limp Bizkit Album. Boah ey, wo kann man denn diese abgewrackten Chucks kaufen? Bei welchem Friseur hast Du dir denn die Haare so crazy schneiden lassen?“ Warum hälst Du nicht einfach die Fresse? Das frage ich mich dann, wenn euer Begräbnis Smalltalk sich mal wieder um die wirklich weltbewegenden Themen dreht. Doch so ein Leben kostet Willen, bleiben kostet Kraft und eine neue D2-Karte kostet 15,-¥uro. Damit ist es dann fürs erste getan.

Vielen Dank für euren tollen Widerstand! Und das mit dem Mixery war nett gemeint, doch ich bleibe besser Bier, äh hier, auf der guten Seite. Schlürft weiter euer Mixery, solange es jung hält, ist das schon okay. So ein Leben muß doch etwas bringen, Smalltalk, Studium und ein Reihenhaus mit Vorgarten. Prost! Hat mich sehr gefreut, habs bereut, ist nicht bös´ gemeint: Eure Parties treiben mich so schnell nach Hause…

Und dann treibt mich der Hunger in die Dönerbude bei mir ums Eck und nachdem ich meinen Vegidöner bestellt habe, meint der Wirt zu mir: „ Bevor Du Deinen Döner bekommst, putz erstmal den Boden! Und Durst habe ich auch. Hol mir mal ein Bier, Sklave!“ „Äh, was?“ bringe ich gerade noch hervor und starre ihn fragend an. „Frag nicht so dumm, Sklave!“ Und dann bricht es aus ihm heraus und er fängt lauthals zu lachen an. „Du bist doch Deutscher?“ fragt er mich. „Äh, ja“, antworte ich irritiert. „Siehste! Ihr Deutschen seid doch die Sklaven der Ausländer!“ Ich starrte ihn nur fragend an. „Genau so stand es in dem NPD Flugblatt, das heute Morgen in meinem Briefkasten lag“ fügte er lachend hinzu.

In diesem Moment wußte ich, ich hatte den Friedhof verlassen.

Written by Falk Fatal

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