DIE NACHT DER LEBENDEN BÄRTE

Es begab sich während meines Aufenthalts in Hamburg letzten Oktober. Ich besuchte meinen Freund Sven, der dort seit einiger Zeit lebt. Ich hatte mich schon geärgert, da es in dieser Woche an Konzerten nur Dimple Minds und zwei Crustbands geben sollte. Was für ein Scheiß! Da verläßt man mal Spiessbadens Provinz, um die Metropole und Punkrock Hochburg Hamburg zu besuchen und eine geile Woche voller genialer Konzerte, Partys und Trunkenheit zu verleben. Und dann sollen dies die einzigen Konzerte sein? Da hätte ich auch in Spiessbaden bleiben können, da sollten wenigstens Family 5 spielen.

Naja, für Trunkenheit war gesorgt, dank Astra. Partys waren auch ok, dank Astra, aber Konzerte? Pustekuchen! Bis Sven irgendwann meinte, „Hey morgen spielen ZZ Top. Laß uns da hingehen. Yeah! Das ist doch eine Selbstverständlichkeit! Nicht das ich die band irgendwie kennen würde, aber von den Bärten hat wohl jeder schon mal gehört.

Und so ging es dann am nächsten Abend los. An der Tanke noch schnell Martini und Dosenbier gekauft und schon konnte es zur Alstersporthalle gehen.

Gary Moore sollte vor den Bärten spielen, glücklicherweise kamen wir rechtzeitig als Gary Moore fertig war. Da Sven bei der Firma arbeitet, die dort den Einlaß vornahm, kamen wir umsonst rein. Yes und Yeah! In der Halle angekommen, schauten wir uns erstmal um. Bewunderten den Bratwurststand, dann den Dönerstand und begaben uns dann zum Merchandisestand von ZZ Top, in der Hoffnung dort anklebbare Bärte zu finden. Leider gab es nur T-Shirts, Pullis, Kappen und Gürtelschnallen. Keine Bärte, schnief! Naja, also in die Halle runter und dort erstmal ein Schock! 8000 Schnurrbärte mit 8000 Kickermatten. Na denn Prost und dann mitten rein ins Feindgebiet. Danach die Atmospähre genossen und auf die lebenden Bärte gewartet. Die ließen dann auch auf sich warten, was drei neben uns stehende, kickermattentragende, auf die Namen Gabi, Uschi und Claudia hörende, Bordsteinschwalben mit „Sissi, Sissi“ Rufen quittierten. Und das nur, von kurzem Nippen am Bierbecher unterbrochen. Aber was hat unsere Kaiserin, die altehrwürdige Romy Schneider bitte hier in der Alstersporthalle zu suchen? Und was hat Romy mit diesen Kreaturen zu tun? Zehn Minuten später dämmerte uns, das sie „ZZ, ZZ“ meinten, es aber aufgrund ihrer mangelnden Englischkenntnissen nur zu „Sissi, Sissi“ brachten.

Zu dieser Zeit betrat das Klischee der Klischees die Halle. Ca 2 Meter groß, langes, blondes Haar, weiße Cowboystiefel, Lederhose, ein Westernhemd und dazu einen Ledermantel im selben Stil, dazu noch einen Cowboyhut und in jedem Arm eine, in eng anliegender Lederbekleidung steckende, Blondine. Wow! So stellt man sich als Landei einen Bilderbuchzuhälter vor. Wir hatten einen tierischen Spaß! Und dann war es endlich soweit, ZZ Top betraten die Bühne und die Schnurrbärte waren aus dem Häuschen. Ungläubig hielten Sven und ich uns in den Armen: die Bärte lebten wirklich!!!

Sie spielten wohl ihre ganzen beschissenen Redneckhits, wir kannten keinen einzigen davon, sann ließen sie die Bärte fliegen und den Schnauzern gefiel es. Aufgrund unserer mangelhaften Textkenntnis der einzelnen Songs, konnten wir dann auch nicht lauthals mit singen, wie die anwesenden 8000 Schnurrbärte. Musikalisch war das ganze auch nicht so angenehm, aber die Atmosphäre entschädigte für alles! Nachdem unser Alkoholvorrat verbraucht war, wurde es doch dann ein bißchen langweilig, 5€ für ein Bier waren uns auch ein wenig viel, so daß wir es vorzogen, die Schnurrbärte zu verlassen und mit ihrer Redneck Scheiße allein zu bleiben, um noch mit Sippe in Rosie´s Bar ein paar Astra zu kippen…

Falk Fatal

Written by Falk Fatal

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