VON PISSFLITCHEN UND HERZSCHRITTMACHERN

Merkwürdig dieser Tag, sehr merkwürdig und heiß! Da gehe ich nicht vor die Tür. Nee, nee, ich schwitz ja schon genug in meiner Dachgeschoss Wohnung, da setz ich mich doch nicht der prallen Sonne aus. Zumal man da durch die gefährlichen UV-Strahlen ja auch Krebs bekommt. Da hat übrigens mal eine Mitschülerin von damals in der 12.Klasse Deutsch Leistungskurs ein passendes Gedicht drüber geschrieben, was ich euch Freunden und Freundinnen der gehobenen Lyrik natürlich nicht vorenthalten möchte:

SCHÖNHEITSWAHN

Sommer – Fleischbeschau!
Braun sein heißt die Parole,
So, wie Neger weiß sein wollen.
Jeder will das, was er nicht hat, und viele bekommen, was sie nicht wollen:
Hautkrebs!
Wie viele werden innen häßlich bleiben, obwohl sie außen schön braun sind.
Vergängliches wird nie
zur Heimat der Seele.

Hey Maike, auf Deine alten Tage wirst Du doch noch veröffentlicht! Mensch Maike, klopf Dir auf die Schultern, Du hast es Dir verdient!
Weiter im Text! Ich lag also an diesem verflucht heißen Tag in meinem Bett und las mal wieder mein Lieblingsbuch „The Catcher in the Rye“ und war schön vertieft in mein Buch. Um wenigstens ein bißchen Luft in mein Dachgeschoßloch zu bekommen, hatte ich das Fenster zum Hinterhof offen, was sehr angenehm war, da immer mal wieder eine kühle, erfrischende Brise Luft über meinen nackten, ach lassen wir das.
Ich war gerade an der Stelle, wo Holden beschließt schon früher nach New York zu fahren, da er mal wieder von einem Internat geflogen ist und damit nicht bis zu den Ferien warten will, eine Frau aus irgendeinem Nachbarhaus anfing übelst laut zu schreien und auf Englisch rum zu schimpfen. Die muß richtig hysterisch gewesen sein, ihre Stimme überschlug sich andauernd und bis auf ein paar „Fuck´s“, konnte ich nichts verstehen. Keine Ahnung, ob sie allein war oder sich nur darüber aufregte, das wegen der WM wieder mal irgendeine Talkshow ausfiel oder nur irgendwie beschimpfte. Das war mir auch egal. Ich meine, das geht mich ja nichts an und man soll den Menschen ja ihre Privatsphäre lassen. Ich schmunzelte bloß ein wenig in mich hinein und dachte mir: „Lasset einfach Mädchen!“ und las weiter.
Na ja, sie schrie einfach weiter, hörte gar nicht mehr auf. Ich ließ mich auch nicht weiter stören, bis sie auf einmal anfing Teller oder dergleichen rum zu schmeißen. Das wollte ich jetzt doch aus der Nähe sehen und schaute aus meinem Fenster zum Hinterhof raus, um vielleicht Hitchcock mäßig Zeuge eines Mordes zu werden. Ja, ich geb´s ja zu, auf einmal war ich richtig sensationsgeil und wartete nur so auf den finalen Schuß oder wenigstens 40 Messerstiche! Leider konnte ich von meinem Fenster aus nichts sehen, zwar konnte ich die Wohnung ausfindig machen aus der die Schreie kamen, leider konnte ich nichts erkennen. Ich hätte die Frau ja schon mal gerne gesehen, die nun schon bestimmt ne halbe Stunde permanent rumschrie und schimpfte. Was für ein Temperament!
Na ja, da ich nichts sehen konnte, außer unserem trostlosen Hinterhof, erlosch meine Sensationsgeilheit doch recht schnell und ich begab mich wieder in mein Bett zurück.
Irgendwann später, die Frau schrie immer noch (was für eine Stimme! Gibt es da draußen nicht irgendwelche Bands, die ein Talent wie dieses hier gebrauchen können? Bitte melden!), hörte ich aus der Ferne undeutlich eine Sirene, ziemlich leise, aber doch immer bedrohlicher näher kommend, bis sie volle Lautstärke erreichte und vor dem Nachbarshaus abrupt endete. Die hysterische Frau hörte dies, ihrer eigenen Lautstärke wegen, wohl kaum, so daß sie weiter schrie.
Na ja, 5 Minuten später jedenfalls verstummte die Frau und wurde seitdem auch nicht mehr von mir gehört. Und kurz darauf düsten die Bullen mit Sirenengeheul und wahrscheinlich und wahrscheinlich mit der Frau an Bord dem nächsten Revier entgegen. Es war ja auch erst kurz nach 15.00h und die deutsche Mittagsruhe ist schließlich heilig. Trotzdem, merkwürdig, sehr merkwürdig…

Es war schon Abend, die verflucht heiße Sonne und ihre mörderischen, hautkrebserregenden UV-Strahlen waren weitergezogen, um irgendwo anders auf der Welt, Menschen wie ich und Du und Müllers Kuh ein Schweißbad zu ermöglichen, als ich mich anschickte, meinen Luxuskörper in die Haifischbar zu schwingen. Da mein Barvermögen reichlich aufgebraucht war und Trinken leider immer noch nicht umsonst ist, mußte ich wohl oder übel einen Spirituosenladen überfallen, ähm nein, nur zur nächsten Bank gehen, um den Geldautomaten zu überreden, mir noch ein paar Oiros in meine, durch jahrelanges Nichtarbeiten, gepflegten und hübsch anzusehenden Hände zu spucken.
Ja Ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt undsoweiter undsofort. Gegen kurz ach 22.00h verließ ich also unser Altherrendomizil im vierten Stock und betrat, das nach Beize stinkende, Treppenhaus. Draußen heulte eine Alarmanlage einsam den Mond an und ein Autoradio hatte wohl mal wieder den Besitzer gewechselt. Fröhlich, ein altes Lied von ENT pfeifend, stieg ich die Stufen des Olymps hinab, bis mich schließlich Spiessbadens Straßen wiederhatten.
Sofort geriet, die sich verrückt drehende, rot leuchtende Alarmanlagenlampe der Naspa in mein Blickfeld. Zielsicher wie Matula heimself, kombinierte ich, das wohl ein paar Oiros, anstatt einem Autoradio, den Besitzer gewechselt hatten. „Scheiße“ schoß es mir durch den Kopf, „jetzt musste voll den Umweg zum nächsten Geldautomat laufen.“ Aber so schnell wollte ich dann doch nicht die Flinte ins Korn werfen und mein jugendlicher Leichtsinn sagte sich, vielleicht funktioniert der Geldautomat ja trotzdem. Zumal der Bankräuber ja ein paar Oiros auf der Flucht verloren haben könnte. Also nix wie hin! Der Bankräuber war jedoch Fachmann, Oiros lagen dort leider keine auf dem Boden, aber dafür funktionierte der Geldautomat und spuckte mir bereitwillig sein dreckiges Geld in die Hände. Ich wartete darauf, das der Geldautomat endlich die Kohle springen ließ und wunderte mich noch kurz, das hier noch keine Bullen waren. Ich war aber auch, jetzt mal so unter uns gesagt, auch ganz froh darüber, denn so blieben mir einige unangenehme Fragen erspart, die die Bullen mir sicherlich gestellt hätten, als ich mal wieder die altbekannten Sirenen näher kommen hörte. Als mir der Automat dann endlich das Geld in meine nach Apfelseife duftenden Hände spuckte, hielten auch schon drei Streifenwagen neben mir. Für einen Mitvierziger, war der erste Bulle doch ziemlich schnell aus dem Auto gesprungen und brüllte dabei: „Keine Bewegung! Was machen sie da?“ Die anderen folgten sogleich und standen nun im Halbkreis um mich rum. Tolle Sache! Na ja, Flucht war hier zwecklos und da ich die Flinte zwar nicht ins Korn geworfen, aber in unserer geräumigen Penthouse Wohnung im vierten Stock vergessen hatte, war auch nicht mehr daran zu denken, mir den Weg frei zu schießen. Also versuchte ich es ausnahmsweise mal mit der Wahrheit und antwortete „Geld abheben.“ „Warum geht dann der Alarm los? Kannst Du mir das mal vielleicht erklären?“ „Der Alarm war schon an. Warum weiß ich auch nicht. Bin ja schließlich nicht Matula.“ „Was…? Personalausweis!…An die Wand stellen, Arme nach oben! Beine auseinander! Ihr zwei, durchsucht den mal!“
Ich stand also an der Wand, wurde abgetastet, meine Taschen wurden durchsucht et cetera. Mein Perso durchgecheckt und immer wieder die dämliche Frage: „Was haben sie da gemacht?“ gestellt. Das Lügen kurze Beine haben, weiß ja mittlerweile jedes kleine Kind und ich zwar dem Völler mal so richtig in Locken rotzen will, aber nicht wie klein Litti aussehen will, blieb ich stur bei der Wahrheit und meinem „Geld abheben.“
Nach 20 Minuten wurde es mir dann zu blöd und ich schlug vor, das sie sich doch einfach ihr scheiß Überwachungsvideo anschauen sollen, da würden sie ja schon sehen, wen sie vor sich haben. „Das haben wir jetzt nicht hier!“ Aber sie hätten ja nun mal wieder meine Adresse und wenn sie mich dann später mit nem großen Geldsack aus der Bank stürmen sehen, könnten sie ja bei mir vorbei kommen, die Tür eintreten, alles kurz und klein schlagen, mir die Fresse polieren und mich dann blutig zur Wache schleifen.
Schweigen…
Und dann meinte der Oberbulle: „Ok, sie können gehen. Gebt ihm seinen Personalausweis zurück!“ Tja, total überrascht ging ich einfach, würdigte sie keines Blickes mehr und mit jedem Schritt kam ich meinem Ziel, der Haifischbar näher, bis ich diese schließlich erreichte und diesen merkwürdigen Tag nett ausklingen ließ…

Written by Falk Fatal

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