SPAGHETTI-WESTERN AUF AUSTRALISCH

In Australien gibt es viel Wüste, viel Staub und natürlich Fernsehen, das alte, zweitklassige Spaghetti-Western mit Franco Nero in der Hauptrolle ausstrahlt.  Auf die Puta Madre Brothers müssen diese Filme einen großen Eindruck gemacht haben: Sie scheinen mit ihrer Musik direkt solche einem Western entsprungen zu sein – wie man auf ihrem neuen  Album „Queso Y Cojones“ hören kann.

Die Sonne brennt, die Hitze ist drückend schwer. Die Luft über dem staubigen Boden gräuselt sich. Die Landschaft verdorrt, mehr braun als grün. Ein paar klapprige Bretterbuden am Wegesrand.

Unter einem Vordach kauert ein Mann auf einem alten Stuhl, den Sombrero tief ins Gesicht gezogen. Hinter den Fenstern werden Vorhänge leicht zur Seite gezogen, ängstliche Augenpaare starren hinaus. Die Sonne steht hoch, lässt den schwarzgekleideten Gringo kaum einen Schatten werfen. Sein Gegenüber kaut auf einem Zahnstocher. Spuckt noch einmal auf den Boden. Dann schnellt seine rechte Hand zur Hüfte. Zu langsam. Ein Schuss fällt, dann sackt er zusammen.

Der Mann unter dem Verandavordach lupft kurz seinen Sombrero, dann weicht wieder jede Regung aus seinem Körper. Der schwarzgekleidete dreht sich zur Seite und schreitet zu der Baracke über deren Klapptür in verblichenen Lettern „Saloon“ auf ein Holzschild gepinselt steht. Drinnen ist die Luft zum zerschneiden. Der Barkeeper wicht sich mit seinem Lappen über die glänzenden Stirn, dann über die Theke. An einem Tisch, links im Raum, spielen ein paar unrasierte Mexikaner Karten. Rechts im Raum spielt eine Kapelle staubige Lieder.

Der Fremde betritt die Kaschemme, schreitet langsam zur Theke. Die Musik verstummt, das Kartenspiel erlahmt. Die Schritte pochen durch den Raum. Der Barkeeper lässt zwei Eiswürfel in ein Glas ploppen und gießt Whiskey hinterher. Der Fremde lässt sich auf einem Barhocker nieder, greift zum Glas, kippt sich den Inhalt des Glases in den Rachen und knallt es wieder auf die Theke. Die Kartenspieler widmen ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Blatt und die Puta Madres Brothers beginnen ihre drei ihre drei Bassrums und Gitarren zu malträtieren.


GRANDES PELOTAS DEL FUEGO

Puta Madre Brothers | Myspace Music Videos

Ich weiß auch nicht warum, aber diese Szene spielt sich immer wieder vor meinem geistige Auge, wenn ich „Toes of a Deadman“ vom neuen Album der Pudra Madres Brothers höre. Vielleicht, weil die drei Australier, die eigentlich Mexikaner sein wollen, klingen, als wäre sie bei Ennio Morricone in die Lehre gegangen.

Jedes der insgesamt 14 Lieder von „Queso Y Cojones“ könnte dem Soundtrack eines zweitklassigen Spaghetti-Westerns entsprungen sein. Da geht es mal lauter, mal schneller, mal fetzig oder auch düster zu. Gesungen wird dabei sehr selten, häufiger sind Filmsamples oder Geräusche wie Pistolenschüsse oder Motorgeräusche zu hören, die die Atmosspähre der Songs verstärkt. Musikalisch bewegt sich das zwischen Surf, Twist und ein wenig Beat. Erinnert mich häufiger mal an die Los Banditos, die mit einem ähnlichen Sound und wilden Bühneshows schon früher mein Herz erwärmen konnten. Jetzt müssen sie sich den Platz mit den drei Australiern Anto Macaroni, Pikkle Henning und Renato Vacirca teilen. Schönes Album!

Queso Y Cojones ist am 28. Januar bei Rookie Records erschienen

Written by Falk Fatal

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