DOWNLOADING KILLS MUSIC BUT DOES IT KILL PUNK?

Das es der Musikindustrie dreckig geht, ist bekannt. Als Grund werden immer wieder die zahllosen illegalen Downloadmöglichkeiten des Internets genannt. Mag sein, dass das so ist. Darum soll es hier aber nicht gehen. Sondern darum, was eben diese Blogs, Foren und P2P-Netzwerke für Punk bedeuten bdeuten. Besser gesagt für seine Bands und die Labels. Does it kill Punkrock?

Es ist kein Geheimnis. Der Musikindustrie geht es schlecht. Die CD-Verkäufe schrumpfen, die Gewinne werden kleiner, den Majors steht das Wasser bis zum Hals. Erst kürzlich ist EMI knapp an der Pleite vorbeigeschrammt. Allein in den vergangenen zehn Jahren sank der Absatz von rund 209,7 Millionen verkaufter CDs um knapp ein Drittel auf rund 145,1 Millionen Stück.

Fragt man nach den Gründen für die Misere, bekommt man immer dieselbe Antwort: Das Internet sei Schuld. Und die bösen Nutzer, die sich alles illegal aus dem Netz saugen und dafür keinen Cent bezahlen. Ihr kennt diese Leier. Ich muss gestehen, mir geht das ziemlich am Arsch vorbei. Mich würde es wenig stören, wenn die großen Labels über die Wupper gingen. Für Punk spielt daskeine Rolle, ob es EMI gibt oder nicht. Um eine Punkplatte zu veröffentlichen, braucht es kein Majorlabel mehr. DIY lebt.

Das Ende von DIY

Trotzdem könnte es damit irgendwann vorbei sein. Denn nicht nur Platten von Lady Gaga, Britney Spears, Eminem oder Motörhead werden über Tauschbörsen oder Rapidshare aus dem Netz gesaugt, auch Alben von Pascow, Knochenfabrik, D.O.A. oder Bildungslücke erfreuen sich großer Beliebtheit.

Das Internet ist ein großer Gemischtwarenladen, in dem es jede Platte für umme gibt. Sei es, dass jemand was in seinem Blog hochgeladen hat, dass sich tausende Nutzer in Foren die Alben hin und her schieben und wenn gar nichts mehr geht, das gute alte Soulseek hat noch jede Platte ausfindig gemacht. Wer will bekommt jede Punkplatte irgendwo im Internet als kostenlosen Download. Man muss manchmal nur ein bißchen suchen.

Copy Kills Punkrock?

Copy kills Music ruft die große Industrie immer. Alles nicht so schlimm, in den 80er Jahren wurden doch auch Alben auf Tape kopiert und hin und hergetauscht, sagt die andere Seite. Stimmt, aber in den 80ern war das Tapetauschen meist auf den
Freundeskreis beschränkt.

Zwar gab es auch Leute, die richtige Tauschlisten hatten und die verschickten, doch allein der Aufwand, Tapes zu überspielen, in einen Umschlag zu packen und wegzuschicken, was Porto kostete, verhinderte, dass die Tauscherei allzu große Ausmaße annahm. Das Internet dagegen ist global. Der Aufwand geht gegen null. Einfach Bandname bei Google eingeben und Rapidshare dahinter geschrieben und ihr werdet fündig werden. Mit dem Resultat, dass es auch für Punklabels immer schwieriger wird ihre Alben zu verkaufen.

Unglaugliche Plattenschwemme

Ich glaube nicht, dass das allein an den Downloads liegt. Die Flut an neuen Platten, die Monat für Monat auf die Menschheit losgelassen wird, spielt da sicher auch eine Rolle. Ich denke aber, dass für viele dieser kostenlos Effekt trotzdem der Grund ist, sich die Sachen zu saugen statt zu kaufen. Passt ja auch wunderbar zu dem antikommerziellen Anspruch, der an Punk in weiten Teilen gestellt wird. Außerdem gelten auch in der Punkwelt Labels oft als Halsabschneider, die sich von ihren Platteneinnahmen ein goldenes Näschen verdienen und davon in Saus und Braus leben. Aber zumindest in Deutschland ist das schlichtweg falsch.

Klar gibt es einige größere Labels und Mailorder, die davon leben. Aber reich ist keiner von denen. Mit viel Leidenschaft, die oft Selbstausbeutung gleicht, kommen viele geradeso über die Runden. Und die kleineren Labels können erst recht nicht davon leben. Die machen das aus Liebe zur Musik, um was für die Szene zu tun und manchmal vielleicht auch um sich ein wenig selbst darzustellen.

Finanziell geht es nur darum, die Kosten zu decken und ein paar Euro überzuhaben, die in die nächste geile Platte gesteckt werden können. Da bringt es wenig, wenn die Platten die Downloadcharts stürmen und zuhause die Plattenkisten einstauben. Irgendwann lässt man es halt bleiben, wenn man nur noch draufzahlt, und wieder ein Label verschwindet.

Profitieren Bands von Downloads?

Und wie ist es mit den Bands? Die könnten davon doch profitieren. Zwar werden ihre Alben vielleicht weniger gekauft, aber sie könnten über das Internet viel mehr Leute erreichen, als mit einer Platte, die vielleicht in 500er oder 1000er Auflage erscheint. Und mit steigender Bekanntheit durchs Internet, kommen mehr Leute zu den Konzerten, wo vielleicht ein paar T-Shirts mehr verkauft werden.

Das mag stimmen, wenn man sich anschaut, welches Ausmaß das Merchandise bei manchen Bands angenommen hat. Manche Bands haben ganze Boutiquen mit auf Tour, aber keine CDs oder LPs. Aber ob kleine Bands deshalb wirklich so viel T-Shirts
mehr verkaufen? Ich weiß es nicht.

Muss Punk scheiße klingen?

Eine Plattenproduktion ist teuer. Die Aufnahme muss bezahlt werden, die Platten müssen gepresst werden, die Cover und Einleger gedruckt werden. Da kommt schnell eine vierstellige Summe zusammen. Dafür braucht man heutzutage nicht mehr ins Studio gehen. Das kann man auch im Proberaum mit einem Computer und der richtigen Software machen. Aber den Unterschied hört man schon, ob eine Platte von jemandem mit Ahnung aufgenommen wurde oder vom Kumpel, der die neuste Version von Audacity ausprobieren will.

Und nur weil eine Band Punk macht, muss sie doch nicht scheiße klingen. Ich kann die Leute, die heute noch den Rock-o-Rama-Sound (also die Qualität der Aufnahmen) echt nicht verstehen. Was soll daran geil sein, wenn es total scheiße klingt und man nichts versteht. Die meisten Rock-o-Rama-Bands waren auch so scheiße keine Frage, aber manchmal hört man schon, wie der Egoldt die Bands kaputt gemischt hat: Dann nämlich, wenn man sich mal Liveaufnahmen anhört.

Oder ganz auf Plattenveröffentlichungen verzichten und die Songs nur noch als MP3-Alben vertreiben. Will man das?

Ich nicht. Ich will dann doch lieber Vinyl mit Cover und Textblatt. Und wer braucht eigentlich überhaupt Labels? Kann doch jede Band selbst ihre Aufnahmen auf Platten pressen und vertreiben.

Die Zukunft: Reine Internetlabels?

Oder gleich ganz darauf verzichten und ins Internet stellen. Ja kann man. Klar. Aber gute Labels vertreiben ja nicht nur einfach Musik.

Die stehen auch für einen bestimmten Sound, für eine bestimmte Haltung. Es gibt Labels, deren Platten kaufe ich, auch wenn ich die Band nicht kenne. Einfach, weil ich weiß, das Label bringt fast immer geilen Scheiß heraus. Ich fände es schade, wenn diese Labelkultur verschwinden würde. Und ob Internetlabels das ersetzen können? Es wird auf jeden Fall nicht dasselbe sein. Und kein Vinyl.

Was sagen die Betroffenen?

Doch ist das wirklich so? Oder spinne ich mir nur etwas zusammen? Bedrohen illegale Downloads wirklich die kleinen Labels oder profitieren die vielleicht sogar davon?

Was sagen die Labelbetreiber dazu? Und wie ist das mit den Bands? Finden die es gut, wenn jemand ihre Songs ins Internet stellt, sie die Downloadhitparaden anführen, dafür vielleicht aber keine Platten mehr verkaufen?

Und was sagen die dazu, die sich die Songs und Alben im Netz herunterladen, egal ob erlaubt oder nicht?

Ich habe aus diesem Grund Micha von Plastic Bomb Records, Tobi von Twisted Chords, Michel von Wilde Zeiten, Amen 81, Pascow und einige Nutzer aus dem Schrabbelpunk-Forum, in dem fast alle aktuellen Scheiben zum Download bereitstehen, dazu befragt. Und ich bat Mika Reckinnen, der in seinem vorzüglichen Zine Alleiner Threat sich zu dem Thema auch seine Gedanken gemacht hat, seinen „Offenen Brief an Joachim Hiller“ hier noch einmal abdrucken zu dürfen. Ihre Ansichten dazu könnt ihr auf den nächsten Seiten lesen.

Hier geht’s weiter

Oder wenn ihr die Artikel einzeln ansteueren wollt:

MICHA///PLASTIC BOMB RECORDS

TOBI///TWISTED CHORDS

SCHRABBEL-PUNK.ME

MICHEL///WILDE ZEITEN

PASCOW

AMEN 81

MIKA RECKINNEN

VORLÄUFIGES SCHLUSSWORT

Es ist kein Geheimnis. Der Musikindustrie
geht es schlecht. Die CD-Verkäufe
schrumpfen, die Gewinne werden kleiner,
den Majors steht das Wasser bis zum Hals.
Erst kürzlich ist EMI knapp an der Pleite
vorbeigeschrammt. Allein in den vergangenen
zehn Jahren sank der Absatz von rund 209,7
Millionen verkaufter CDs um knapp ein Drittel
auf rund 145,1 Millionen Stück. Fragt man nach
den Gründen für die Misere, bekommt man immer
dieselbe Antwort: Das Internet sei Schuld. Und
die bösen Nutzer, die sich alles illegal aus dem
Netz saugen und dafür keinen Cent bezahlen.
Ihr kennt diese Leier. Ich muss gestehen,
mir geht das ziemlich am Arsch vorbei. Mich
würde es wenig stören, wenn die großen Labels
über die Wupper gingen. Für Punk spielt das
keine Rolle, ob es EMI gibt oder nicht. Um
eine Punkplatte zu veröffentlichen, braucht es
kein Majorlabel mehr. DIY lebt. Und trotzdem
könnte es damit irgendwann vorbei sein. Denn
nicht nur Platten von Lady Gaga, Britney
Spears, Eminem oder Motörhead werden über
Tauschbörsen oder Rapidshare aus dem Netz
gesaugt, auch Alben von Pascow, Knochenfabrik,
D.O.A. oder Bildungslücke erfreuen sich großer
Beliebtheit.
Das Internet ist ein großer
Gemischtwarenladen, in dem es jede Platte
für umme gibt. Sei es, dass jemand was
in seinem Blog hochgeladen hat, dass sich
tausende Nutzer in Foren die Alben hin
und her schieben und wenn gar nichts mehr
geht, das gute alte Soulseek hat noch jede
Platte ausfindig gemacht. Wer will bekommt
jede Punkplatte irgendwo im Internet als
kostenlosen Download. Man muss manchmal nur
ein bißchen suchen.
Copy kills Music ruft die große Industrie
immer. Alles nicht so schlimm, in den 80er
Jahren wurden doch auch Alben auf Tape
kopiert und hin und hergetauscht, sagt
die andere Seite. Stimmt, aber in den
80ern war das Tapetauschen meist auf den
Freundeskreis beschränkt. Zwar gab es auch
Leute, die richtige Tauschlisten hatten und
die verschickten, doch allein der Aufwand,
Tapes zu überspielen, in einen Umschlag
zu packen und wegzuschicken, was Porto
kostete, verhinderte, dass die Tauscherei
allzu große Ausmaße annahm. Das Internet
dagegen ist global. Der Aufwand geht gegen
null. Einfach Bandname bei Google eingeben
und Rapidshare dahinter geschrieben und ihr
werdet fündig werden. Mit dem Resultat, dass
es auch für Punklabels immer schwieriger
wird ihre Alben zu verkaufen.
Ich glaube nicht, dass das allein an den
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Eine Plattenproduktion ist teuer. Die
Aufnahme muss bezahlt werden, die Platten
müssen gepresst werden, die Cover und Einleger
gedruckt werden. Da kommt schnell eine
vierstellige Summe zusammen. Dafür braucht man
heutzutage nicht mehr ins Studio gehen. Das
kann man auch im Proberaum mit einem Computer
und der richtigen Software machen. Aber den
Unterschied hört man schon, ob eine Platte von
jemandem mit Ahnung aufgenommen wurde oder vom
Kumpel, der die neuste Version von Audacity
ausprobieren will. Oder ganz auf Plattenveröffentlichungen
verzichten und die Songs nur
noch als MP3-Alben vertreiben. Will man das?
Ich nicht. Ich will dann doch lieber Vinyl mit
Cover und Textblatt.
Und wer braucht eigentlich überhaupt
Labels? Kann doch jede Band selbst ihre
Aufnahmen auf Platten pressen und vertreiben.
Oder gleich ganz darauf verzichten und ins
Internet stellen. Ja kann man. Klar. Aber gute
Labels vertreiben ja nicht nur einfach Musik.
Die stehen auch für einen bestimmten Sound,
für eine bestimmte Haltung. Es gibt Labels,
deren Platten kaufe ich, auch wenn ich die
Band nicht kenne. Einfach, weil ich weiß, das
Label bringt fast immer geilen Scheiß heraus.
Ich fände es schade, wenn diese Labelkultur
verschwinden würde. Und ob Internetlabels das
ersetzen können? Es wird auf jeden Fall nicht
dasselbe sein. Und kein Vinyl.
Doch ist das wirklich so? Oder spinne ich
mir nur etwas zusammen? Bedrohen illegale
Downloads wirklich die kleinen Labels oder
profitieren die vielleicht sogar davon? Was
sagen die Labelbetreiber dazu? Und wie ist
das mit den Bands? Finden die es gut, wenn
jemand ihre Songs ins Internet stellt, sie die
Downloadhitparaden anführen, dafür vielleicht
aber keine Platten mehr verkaufen? Und was
sagen die dazu, die sich die Songs und Alben
im Netz herunterladen, egal ob erlaubt oder
nicht? Ich habe aus diesem Grund Micha von
Plastic Bomb Records, Tobi von Twisted Chords,
Michel von Wilde Zeiten, Amen 81, Pascow und
einige Nutzer aus dem Schrabbelpunk-Forum, in
dem fast alle aktuellen Scheiben zum Download
bereitstehen, dazu befragt. Und ich bat Mika
Reckinnen, der in seinem vorzüglichen Zine
Alleiner Threat sich zu dem Thema auch seine
Gedanken gemacht hat, seinen „Offenen Brief an
Joachim Hiller“ hier noch einmal abdrucken zu
dürfen. Ihre Ansichten dazu könnt ihr auf den
nächsten Seiten lesen. FALK FATAL
Downloads liegt. Die Flut
an neuen Platten, die Monat
für Monat auf die Menschheit
losgelassen wird, spielt da
sicher auch eine Rolle. Ich
denke aber, dass für viele
dieser kostenlos Effekt trotzdem der
Grund ist, sich die Sachen zu saugen
statt zu kaufen. Passt ja auch wunderbar
zu dem antikommerziellen Anspruch, der
an Punk in weiten Teilen gestellt wird.
Außerdem gelten auch in der Punkwelt
Labels oft als Halsabschneider, die
sich von ihren Platteneinnahmen ein
goldenes Näschen verdienen und davon in
Saus und Braus leben. Aber zumindest in
Deutschland ist das schlichtweg falsch.
Klar gibt es einige größere Labels
und Mailorder, die davon leben. Aber
reich ist keiner von denen. Mit viel
Leidenschaft, die oft Selbstausbeutung
gleicht, kommen viele geradeso über die
Runden. Und die kleineren Labels können
erst recht nicht davon leben. Die machen
das aus Liebe zur Musik, um was für die
Szene zu tun und manchmal vielleicht auch
um sich ein wenig selbst darzustellen.
Finanziell geht es nur darum, die Kosten
zu decken und ein paar Euro überzuhaben,
die in die nächste geile Platte gesteckt
werden können. Da bringt es wenig,
wenn die Platten die Downloadcharts
stürmen und zuhause die Plattenkisten
einstauben. Irgendwann lässt man es halt
bleiben, wenn man nur noch draufzahlt,
und wieder ein Label verschwindet.
Und wie ist es mit den Bands? Die
könnten davon doch profitieren. Zwar
werden ihre Alben vielleicht weniger
gekauft, aber sie könnten über das
Internet viel mehr Leute erreichen, als
mit einer Platte, die vielleicht in 500er
oder 1000er Auflage erscheint. Und mit
steigender Bekanntheit durchs Internet,
kommen mehr Leute zu den Konzerten,
wo vielleicht ein paar T-Shirts mehr
verkauft werden.
Das mag stimmen, wenn man sich anschaut,
welches Ausmaß das Merchandise bei
manchen Bands angenommen hat. Manche
Bands haben ganze Boutiquen mit auf Tour,
aber keine CDs oder LPs. Aber ob kleine
Bands deshalb wirklich so viel T-Shirts
mehr verkaufen? Ich weiß es nicht.

Written by Falk Fatal

11 Comments

wolti

Wie icks richtig vernehme geht es hier speziell um Vinyl, oder? Und dabei würde ich es einwenig anders sehen. Die meisten aktuellen only vinyl sachen gibt es nicht im netz zum runterladen. ein kumpel bringt regelmäßig eben solche sachen raus. meist in 300er auflage und diese gehen regelmäßig weg. meist sind die aktuellen platten zum download durch sogenannte download-codes oder der cd-version im netz. und das ist auch so manchen bands und labels bewusst. und das heutzutage eine plattenpressung nicht mehr eine 1000er auflage erreicht liegt auch daran dass es einfach weniger leute gibt die plattenspieler haben. in meinem freundeskreis früher, hatten weitaus mehr leute plattenspieler. die jüngeren heute eher weniger.
und selbst die 500er auflagen von beliebten bands gehen meist weg und werden später nachgepresst. siehe plastic bomb oder höhnie records, was diese nachpressen lassen. und was für preise gezahlt werden für seltene platten (schleim-keim – geldschein EP z.b.) bei rockauktion bzw. ebay.
meiner meinung nach schaden kostenlose download-codes eher den cd-markt und selbst kleine bands verkaufen schon t-shirts. das war früher auch ganz anders. is ja heute auch billiger ein shirt zu drucken als es früher war. das siebdruck-knowhow kann man sich schon recht günstig selbst zulegen.

FF

Klar betrifft das mehr Bands, die auch oder nur CDs herausbringen. Aber nimm mal Amen 81 als Beispiel. Deren Platten gibt es nur auf Vinyl, trotzdem findest Du deren Platten auch bei Schrabbel Punk. Mir geht es auch gar nicht sso sehr darum, dass man die Platten im Netz für umme saugen kann. Oder alte Platten, die im Original Unsummen kosten. Mich stört auch nicht, das Bands ihren Platten Downloadcodes beilegen. Wenn ich das mache, weiß ich, dass die Songs über kurz oder lang irgendwo auftauchen, wo ich sie kostenlos saugen kann. Was mich stört ist mehr die Tatsache, dass der Kram von aktuellen Punk/HC-Bands oft im Netz landet, ohne das die Bands vorher gefragt werden. Ich spiele selbst seit fast 15 Jahren in verschiedenen Bands, fast eben so lange gibt es mein kleines DIY-Label – viele meiner VÖs findest Du im Netz. Nie hat mich wer gefragt, ob ich damit einverstanden bin. Ich finde in einer Subkultur, die so anders sein will als der Mainstream und sich viel auf ihre DIY-Ethik einbildet, sollte ein gewisser gegenseitiger Respekt vorhanden sein. Und der gebietet es meiner Meinung nach, dass man Bands vorher fragt, ob man ihren Kram ins Netz stellen darf. Dass ist ähnlich wie mit Konzerten, wenn bei 4-5 Euro Eintritt gefeilscht und/oder versucht wird, sich umsonst ins Konzert reinzuschmuggeln. Wenn alle nur nehmen und nicht auch ein wenig geben, und sei es nur, dass sie Eintritt zahlen oder der DIY-Band ein paar Euros für ihre Platte geben statt sie aus dem Netz zu saugen, dann wird es irgendwann keine kleinen unkommerziellen Konzerte geben, dann werden kleine Bands keine Platten mehr veröffentlichen, nicht mehr auf Tour gehen können etc. Dann gibt es Konzerte nur noch in Kommerzläden, Platten gibt es dann nur noch von großen Bands auf großen Kommerzlabels. Das was Punk von vielen anderen Subkulturen unterscheidet, ein unabhängiges Netzwerk aus Bands, Labels, Konzertläden, Fanzines und Labels wird dann verschwinden. Und eins ist mal klar: Reich wird mit Punk (fast) niemand. Den Alllermeisten geht es doch nur darum, halbwegs die Kosten zu decken.

struppi

Klar, und am Ende geht das Licht aus, weil keiner bezahlen will.

Das klingt so, als ob es nicht im Sinne von Musiker wäre, dass ihre Musik eine möglichst grosse Verbreitung findet. Wir haben früher auch niemanden gefragt, wenn wir Kassetten kopiert haben und wir haben viel kopiert, denn wer kann es sich leisten, auch nur einen Bruchteil der Veröffentlichungen zu kaufen? Du kriegst sie kostenlos, ich hatte nach fast 30 Jahren ca. 400 LPs und davon ist viel Schrott, weil ich kein „Händchen“ hatte und oft den Beschreibungen der Händler geglaubt habe.

Ich habe hunderte von Bands erst gehört/kennengelernt, weil ich sie mir kostenlos im Internet gezogen habe. Und ich bin in den letzten Jahren auf vielen Konzerten gewesen, nur weil ich diese Möglichkeit habe.

Das einzige was aussterben wird, sind Labels! Und das ist gut so, denn das ist oder war doch der Mechanismus des Mainstreams. Labels die den Musikmarkt kontrollieren und beeinflussen. Als Musiker warst du früher entweder darauf angewiesen, dass ein Label dich mag oder du musstest mühsam deine Sachen selbst machen. Heute geht das alles viel einfacher und billiger.

Denn auch Aufnahmen lassen sich leichter produzieren und du musst nicht mehr für ein Wochenende für 1000 EUR in ein Studio und dich dem Mischer ausliefern.

So wie es ist, ist es tausendmal geiler als früher, sowohl für die Bands, als auch als Musikfan. Ich bin froh wenn ich den ganzen Plattenscheiß los bin, nimmt nur Platz weg.

Und eins ist wirklich klar, mit dem Verkauf von Tonträger werden nur ganz wenige Musiker reich. Aber durch Konzerte schon eher und dafür ist die kostenlose Verbreitung deiner Musik, die beste Werbung.

Leider habe ich von Front bisher noch keine Platte gefunden, wo kann ichj die denn runterladen? 🙂

FF

Nö, das Licht wird nicht ausgehen. Habe ich aber auch nie behauptet.
Klar wurden früher Tapes kopiert. Aber mengenmäßig stand das in einem ganz anderen Verhältnis als Downloads. Ich denke jede Band will, dass ihre Musik von möglichst vielen Menschen gehört wird. Und zur Weiterverbreitung und Werbung ist das Netz eine prima Sache. Aber gehen die Leute deshalb wirklich mehr auf Konzerte? Kleine Bands spielen genauso wie früher vor einer Handvoll Leute, bekommen nach dem Konzert vom Veranstalter ein paar Euro in die Hand gedrückt, die vielleicht gerademal den Sprit decken. Also „reich“ werden damit nur die bekannteren Bands. Und dass sind dann die, die ganz traditionell auf den „großen“ Punklabels veröffentlichen.
Mir persönlich fällt jetzt keine Punkband ein, die ausschließlich im Netz veröffentlicht und groß in der Welt rumkommt. Falls es die gibt, bin ich für sachdienliche Hinweise dankbar.
Gut möglich, dass kleine DIY-Labels aussterben. Dass dadurch die Kontrolle über den Musikmarkt entfällt, halte ich für ein Gerücht. Der wird auch weiterhin von den Warners, Sonys, BMGs, EMIs und wie sie alle heißen kontrolliert werden.
Wenn Du Deine Platten nicht mehr willst, mail mal Liste. Da sind bestimmt einige dabei, die ich Dir abnehmen würde.
Front findest Du auf http://schrabbel-punk.me. Im Suchfeld einfach ‚Front‘ eingeben und dann findest Du all unsere Platten zwischen den ganzen Agnostic Fronts und Ostfronts, die dann angezeigt werden. Einfacher ist es, wenn Du nur den Plattentitel eingibst. Dann kannst Du direkt ohne scrollen über Rapidshare saugen. Wenn’s Dir dann gefällt, kannst Du ja am 24. Februar ins Sabot kommen, wo wir ganz old-scholl-mäßig unsere neue Platte vorstellen werden (die es bis dahin, sicher auch schon bei Schrabbel Punk geben wird.)

Struppi

Da ich mir Platten suche (wie gesagt ich hatte da schon früher kein Händchen), sondern nur die Feeds einiger MP3 Blogs aboniert habe und dann dort mir Sachen runterlade, die mich interessieren, bin ich bei der MP3 Recherche nicht so firm.

Aber Danke für den Hinweis ich werd’s mal probieren und selbstverständlich werd‘ ich in’s Sabot kommen und die neue Platte runterladen 🙂

Also ich denke schon, dass der kostenlose Download für deutlich mehr Zuschauer gesorgt hat (nicht nur im Mainstream, es gibt einige Artikel über grosse Konzertveranstalter in denen das berichtet wird). Vorletztes Jahr wollte ich im Mainusch auf Hausvabot und Pascow. Ich hab davor noch nie ein Konzert erlebt, das „ausverkauft“ war. Und du weißt, wir haben lange auch Konzerte im Mainusch veranstaltet. Niemals war der Anbau auch nur ansatzweise gefüllt. Das am besten besuchte Konzert, war das Kassierer Konzert, das dann ausgefallen ist und da waren nur ca. 50-80 Leute da.

Das es keine Punkband gibt, die bisher versucht hat ausschließlich über’s Internet bekannt zu werden, finde ich auch traurig. Aber es hängen wohl noch viele Leute der Vorstellung nach, dass es notwendig ist ein Label zu haben, um Musik aufzunehmen.

FF

Ob es wirklich an den Downloads liegt, dass es Pascow und Hausvabot gerammelt voll war? Pascow gehören mittlerweile zu den bekanntesten Punkbands hierzulande und locken selbst im langweiligen 200 Leute in den Kulturpalast. Klar kann man jetzt streiten, ob sie nur so bekannt geworden sind wegen dem Internet. Das hat es sicher mit unterstützt, aber da steckten auch immer Labels dahinter und die Band spielt sich schon seit Jahren den Arsch ab. Das vollste Konzert, das ich im Mainusch gesehen habe, war vor einigen Jahren Dean Dirg. Da hat wirklich niemand mehr reingepasst. Es wundert mich noch heute, dass der Anbau nicht einfach geplatzt ist.

struppi

Dean Dirg kenne ich erst seit ich sie im Internet gefunden habe. Leider erst nach dem Konzert.

Aber was anderes zum Thema, in deinem Artikel hast du ja viele Leute zu Wort kommen lassen. Aber niemanden der einen MP3 Blog hat. Das wäre auch ein interessanter Aspekt gewesen. Denn du betonst ja, dass die Bands immer gefragt werden sollen, wenn etwas hochgeladen wird. Was aber bei dem Aufwand den die betreiben, nicht unbedingt realistisch ist.

Das ist auch das Schöne an dieser ganzen Sache. Meine Vorstellung wie es in Zukunft sein wird: Ich als Musiker mache Aufnahmen, stelle diese MP3-Blogs zu Verfügung. Das ist auch heute wie ein Schneeballsystem, sie verbreiten sich immer mehr. Heute verdienen die Filehoster damit Geld, weil sie die Download Infrastruktur anbieten. Das damit aber auch die Musiker bzahlt werden könnten, hat Megaupload schon bewiesen.

Nicht wie früher, wo man 500 Stück gepresst hat, von den Labels und Vertrieben gerade so die Herstellungskosten bezahlt bekommt und den Rest mühsam versucht zu verkaufen, damit man nicht auf den Kosten für Presswerk und Werbung sitzen zu bleiben.

Und hintendran sitzt die GEMA und wacht mit Argusaugen darüber, dass die Musik nicht kostenlos vertrieben oder gespielt wird. Ein Irrsinn und völlig im Widerspruch, zu dem was der Musiker möchte.

FF

dann schick mir doch mal ein paar Links zu MP3-Blogs, gerne auch an pissonyou@web.de. Dann knöpf ich mir mal vor:) Da hatte ich bisher noch nie den Kontakt zu oder kenne auch nicht wirklich interessante Blogs, die dafür in Frage gekommen wären. Ich kenne eigentlich nur die Blogs, die alte 77er-Sachen online stellen. Demnächst wird es zu dem Thema auch eein Interview mit einer Band geben, die ausschließlich im Netz veröffentlicht. Ich sehe das Thema ja auch nicht als abgeschlossen an und meine Meinung ist da auch nicht festgefahren. Und wenn Du mehr Infos zur Entlohung bei Megaupload hast, auch gerne her damit. Wobei ein Interview mit Kim „Dotcom“ Schmitz derzeit wohl eher schwierig wird:)

struppi

das ist wohl war.

http://www.neunetz.com/2012/01/23/musiker-konnten-mit-megaupload-geld-verdienen/

Es ist auch klar, wenn Megaupload wirklich150 Mio. verdient hat, dann wäre es durchaus möglich davon Musiker zu bezahlen, bzw. Produzenten, denn wie gesagt, Musiker haben von den Plattenlabels meistens auch nichts.
Oder bezahlst du als Label die Studiokosten? Oder wieviel bekommt man als Band für einen Tonträger? Mehr als die Produktionskosten?
Das ist ja der Punkt, in meiner Kritik an deinen Artikeln, es wird der Eindruck erweckt, Bands müßten jetzt am Hungertuch nagen und können nicht mehr ihre Sachen veröffentlichen. In Wahrheit ist es doch eher umgekehrt, dank kostenloser Downloads reciht es Aufnahmen zu machen und die Musik Blogs zu Verfügung zu stellen. Was deutlich weniger Arbeit und Kosten sind, als das alte Verfahren, wo die Bands relativ viel Geld vorstrecken müssen und dann den Vertrieben hinterherlaufen.

Ich hab ca. 10-15 Feeds von MP3 Blogs in meinem Feedreader, die meisten stehen auch auf der Uffta82 Seite. Ich kann dir vielleicht am 24.2. jemanden vorstellen, die seit Jahren in mühevoller Kleinarbeit einen MP3 Blog betreibt.

Mittlerweile habe ich zumindest eine Platte von euch gefunden, „zur Lage der Automation“ aber bei der anderen war die zip Datei kaputt. Es ist wahrlich nicht so einfach was von Front zu finden. Aber ich kann ja mal ’ne CD aus’m Proberaum ausleihen zum digitalsieren 🙂

FF

Im Proberaum gibt’s nur noch die ‚Lage zur Automation‘. Da musst Du dir schon die Mühe machen, das Vinyl zu digitalisieren:)

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