TRUST NO BULLSHIT: 25 Jahre Trust Fanzine

Das Trust Fanzine wird diesen Sommer 25 Jahre alt, damit ist das TRUST das zweitälteste Print-Fanzine für HC, Punk, Underground weltweit (das weiterhin in einer „Labor of Love“-Haltung publiziert wird). Das 25-jährige Jubiläum wird gefeiert mit der Jubiläumgsausgabe Trust # 148 und einem Konzert in Bremen (Schlachthof) am 3.6.2011 mit No Means No, Leatherface, Sex Jams plus Backissue Blowout. Der gestreckte Mittelfinger und das Trashrock-Blog sagen „Happy Birthday!“ und trinken auf die nächsten 25 Jahre!

Im Juni 1986 erschien die erste Ausgabe des TRUST-Fanzines, damals noch in Augsburg. Angeregt von amerikanischen Underground-Heften Anfang der 80er, die im Eigenverlag über Punk, Hardcore, Politik, Underground etc. fern von Anzeigendruck und journalistischer Ausbildung, sondern aus reiner Freude an Subkultur, Musik und geistig-revolutionärem Bewusstsein publizierten, gründeten u.a. Dolf Hermanstädter, Michael Alber, Tomasso Schultze und Anne Ullrich das TRUST. So etwas gab es in Europa und Deutschland noch nicht: ein Heft im Format DIN A4, das regelmäßig als überregionales Szene-Info-Medium alle zwei Monate erscheint – heute im 25. Jahrgang -, professionell vertrieben wird (seit einigen Jahren auch am Bahnhofskiosk) und dabei nur eine Regel hat: Was die aktiven Schreiber im Heft haben wollen, hat eine gute Chance, zu erscheinen. Keine Rücksicht auf Anzeigenkunden, keine Rücksicht auf (Szene-)Trends, kein Interesse an hippen Layout-Programmen, dagegen Interesse an Inhalten und natürlich an spannender Musik. Was scheiße ist, ist scheiße und nicht „Schnittstelle von Kommerz und Underground“. Was geil ist, ist geil und nicht „unkonventioneller meta-referentieller No Wave Grrl Punk“. Dabei sind wir nicht anti-intellektuell, aber auch nicht Avantgarde, und auch nicht gegen alles, aber doch gegen das meiste.

Heute erscheint das Trust immer noch so: keine Tonträgerbeilage, schwarz-weiß, und wie ein guter Punk-HC-Song immer direkt und unverblümt. Das Trust ist heute neben dem Maximum Rock’n’Roll-Fanzine aus Kalifornien das zweitälteste Print-Fanzine für Punk/HC/Underground, dass noch erscheint. Wir waren mit die ersten, die die damalige Ablösung vom Punk in Deutschland durch Hardcore und sein Aufblühen in Deutschland, Holland, Italien, UK – live miterlebten und darüber schrieben. Namedropping? Spermbirds. Fugazi. SST Records. Negazione. Dischord. Nirvana (1988).

Die Berichterstattung veränderte sich in den Jahrzehnten so wie die Schreiber, man öffnete sich auch anderen Musikstilen, so fand man im Trust Berichte über Jazz, HipHop, Grunge, Metal. Pluralistisch? Ja, aber nicht beliebig. Während andere Hefte immer wieder Szene-Trends aufgriffen wie New-York-Hardcore Anfang der 90, den kalifornischen Pop Punk Mitte der 90, das Deutschpunk-Revival und die Chaostage und heute Blackmetal oder Doom – blieb das Trust immer distanzierter und verfolgte einen ganz eigenen Weg. Bis heute: in erster Linie Outgoing-Journalismus. Fans einer Band, eines Labels, eines Malers, Schriftstellers etc. gehen raus und suchen das Gespräch mit diesen – egal, ob diese lange nicht mehr aktiv, vergessen, unbekannt sind. Aktuelles Zeitgeschehen findet im Heft natürlich auch statt, jedoch seit dem Erfolg von Nirvana und Green Day noch kritischer: Seitdem bewiesen wurde, dass man durch alternative Musik Geld verdienen kann, wird „eine systemkritische Punkband machen“ zunehmend zu einem konkreten Berufsbild für Jugendliche, komplett mit dem zugehörigen Outfit, Szenedrink, Schmuck, alles durchgeplant und durchgesponert auf Tour für Alkohol-Hersteller oder Bekleidungsfirmen.

Wir haben mit unserer Kritik oft recht gehabt. Schaut euch mal an, wer vor 14 Jahren noch gegen Majorfirmen war und wer heute als Singer-Songwriter uns alle nervt.

Bei aller Kritik, Diskussion, bei allem moralischen Impetus („Ihr (ergänze beliebige Crossoverschrottband) dürft nicht BLACK FLAG covern!“), allen Übertreibungen, Fehlern, Auseinandersetzungen von Schreibern live im Heft gegen den anderen Schreiber geführt, wussten wir immer schon eine Sache ganz genau: „Party for your right to fight“ ist ein guter Public-Enemy-Song. Will sagen: Bitte auch die Party nicht vergessen!

Und zu einer solchen laden wir alle Interessierten ein: Wir feiern 25 Jahre TRUST am Freitag, den 3.6. in Bremen im Schlachthof mit NO MEANS NO, LEATHERFACE, SEX JAMS. Dazu gibt es einen Backissues Blowout.

Die Jubiläumsausgabe Trust # 148 erscheint im Juni 2011.

„Fuck you, pay us!“
TRUST FANZINE, Bremen, Mai 2011

Written by Falk Fatal

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