ZWEI TAGE OHNE SCHNUPFTABAK – In Anbetracht der Dinge LP/CD

Zwei Tage ohne Schnupftabak haben eine neue Platte veröffentlicht. „In Anbetracht der Dinge“ heißt das gute Teil. Und ich bin völlig begeistert!!! Tolles Album, tolle Band!

Die Welt ist ungerechnet. Da werden in den großen Fanzines und Musikzeitschriften Bands abgefeiert, die nichts taugen, und ich frage mich jedes Mal warum? Klar, großflächige Anzeigen, ein dickes Label und eine aktive Promoagentur sind dafür verantwortlich. Dass die Qualität der Bands manchmal zweitrangig, kann ich mir schon denken. Trotzdem bin ich immer wieder überrascht, was für eine Scheiße da beworben wird, während wirklich gute Bands nicht die Beachtung bekommen, die sie verdienen und in einer besseren Welt bekommen würden. Zwei Tage ohne Schnupftabak aus Regensburg sind so ein Beispiel dafür. Seit zig Jahren gibt es die Band nun schon, hat mehrere Platten in Eigenregie veröffentlicht und mehr als 200 Konzerte im In- und Ausland gespielt.

Großflächig abgefeiert werden allerdings andere Bands. Woran das liegt? An der Qualität der Band liegt es nicht. Denn die ist groß. Wahrscheinlich, weil sie alles selbst machen, kein Label im Rücken haben, das die Promomaschine mit Anzeigen und Gratis-CDs anfeuern kann. Um da nicht unter die Räder zu kommen, braucht es trotz aller Qualität, Fantasie. Die haben ZTOS, wie der im Internet live übertragene Proberaumauftritt vor einiger Zeit beweist.

ZTOS kommen zwar aus Bayern, klingen aber nach Norden. Eine Dackelblut-Kopie sind sie trotzdem nicht. Die 12 Lieder  auf In Anbetracht der Dinge sind abwechslungsreich, wechseln gekonnt zwischen Aggressivität, leichter Melancholie und manchmal sogar guter Laune, etwa bei „Jakob“.  Und strotzen vor eigenen Ideen. Nicht anders verhält es sich mit den Texten, die meist persönlicher Natur sind, sich jedoch nicht hinter einem Schutzwall aus Metaphern verstecken und so jede Aussage verschleiern. Im Gegenteil. Die Unzufriedenheit mit dem Status Quo ist fast jedem Lied zu entnehmen. Sei es jetzt die Kleinstadtbehaglichkeit in „Im Gewerkschaftskeller“, die Jugend, die ihre eigene Leere als Popkultur tarnt in Die „Krawallerie“, das zudem mit einem schönen Ton Steine Scherben Zitat aufwartet oder die schlichte Feststellung: Die Nerven feiern Karneval. Das Politische findet sich auch im Privaten.

Angeboten wird das Album in zwei Varianten. Die normale, als schlichte, aber schön gestaltete CD oder LP oder als Sonderedition. Die enthält dann zusätzlich eine Bonus-CD, die die Big-Band-Qualitäten der Regensburger zur Schau stellt, eine DVD des professionell gefilmten Proberaumkonzerts sowie einige Gimmicks wie Feuerzeug, Taschentuch oder Button. Tolle Sache. Wer braucht da noch Downloads?
Unterm Strich bleibt ein exzellentes Album, das beste bisher von ZTOS. Und jetzt seid ihr dran!

„In Anbetracht der Dinge“ könnt ihr hier bestellen

Written by Falk Fatal

2 Comments

ollo

Ich bin zwar nur besitzer der „schnöden“ standard lp, stimme dem autor aber zu: das ist richtig geiler scheiss!!

2011: DON’T LOOK BACK IN ANGER | Trashrock Mag

[…] Schwierig, schwierig, sich da auf eins konkret festzulegen, denn obwohl viel Scheiß produziert wird, wurden auch 2011 einige tolle Platten veröffentlicht. Um die Auswahl etwas einzuschränken, beschränke ich mich auf die hier besprochenen Sachen und da fallen mir dann spontan drei Alben rein, die aus der Masse herausstechen. Da wären erst einmal Zwei Tage ohne Schnupftabak, die mit “In Anbetracht der Dinge” ein Knalleralbum vorgeleg… […]

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