BAMBIX, DER ALKOHOL UND ICH

Es muss Anfang dieses Jahrtausends gewesen sein. Da spielten Bambix in Frankfurt. Damals noch im Keller des Exzess. Frank und ich waren dabei. Der Chantré floss in Strömen.

Es muss Anfang dieses Jahrtausends gewesen sein. Da spielten Bambix in Frankfurt. Damals noch im Keller des Exzess. Mancheiner erinnert sich vielleicht noch daran. Schöne Konzerte fanden dort damals statt. Über eine schmale, steile Treppe musste man hinuntersteigen ins Gewölbe. Für manchen Konzertbesucher war das – vor allem zu vorgerückter Stunde – eine schwierige, schwer lösbare Aufgabe. Der Keller war mehrere Räume lang, in einem der mittleren Räume stand die Theke, im hintersten befand sich die Bühne. Dazu dämmriges Kellerlicht – toll. Der perfekte Ort für Punkrock. Ein Raum mit Charme und keiner Hochglanz-Professionalität, die heutzutage in vielen sogenannten Punk-Läden anzutreffen ist. Und dort spielten irgendwann Anfang des Jahrtausends Bambix.

Aus irgendwelchen, mir heute nicht mehr erinnerlichen Gründen, wollte niemand aus Spiessbaden nach Frankfurt fahren – nur Frank und ich. Oder waren alle Autos voll? Vielleicht es auch das. Jedenfalls entschieden wir uns für eine Zugfahrt nach Bankfurt. Das kann ja auch lustig sein. War es bestimmt auch. Gut eine dreiviertel Stunde dauert das von Spiessbade aus. Genügend Zeit um vorzuglühen. Gutgellaunt erreichten wir irgendwann das Exzess und glühten dort weiter. Es war noch verhältnismäßig früh. Irgendeine Vorband lärmte schon im Keller. Bis Bambix spielen sollten, war also noch Zeit. Frank und ich bekamen Lust auf Chantré. Ein kurzer Blick auf die Getränketafel bestätigte unsere schlimmsten Befürchtungen: Im Exzess wird kein Weinbrand ausgeschenkt.

Frank und ich schauten uns kurz an, dann auf die Uhr und zwei Dumme hatten einen Gedanken: Wir gehen Chantré kaufen. Also wieder aus dem Keller raus, die Leipzigerstraße entlang. Die Straße ist voll von Dönerbuden, Asia-Snacks und Kioske. Warum wir keinen Kiosk mit Chantré fanden, weiß ich heute ehrlich gesagt nicht mehr. Egal, seine Ziele erreicht man nur, wenn man entschieden dafür kämpft (habe ich zumindest mal in einem Management-Ratgeber gelesen). Wir zogen also weiter durch Bockenheim und suchten einen Kiosk, der unsern gewünschten Weinbrand führte. So irrten wir angetrunken durch das Viertel.

Schließlich fanden wir einen Kiosk, der in irgendeiner Parallelstraße zum Uni-Campus lag. Der hatte zwei Stehtische und wir Durst. Außer unserm Weinbrand investierten wir noch einige Taler in Bier und tranken uns dort erst einmal fest. Wir hatten ja einen anstrengenden Fußmarsch hinter uns (für den man nüchtern höchstens zehn Minuten braucht!) und brauchten eine Pause. Unser Stehtisch füllte sich mit immer weiteren leeren Bierflaschen. Irgendwann war die Chantré-Flasche leer und wir kauften noch eine Flasche Chantré samt Gerstensaft. Irgendwann waren auch diese Vorräte leer und wir hatten gut einen sitzen. Warum waren wir noch einmal hier? Ach ja, wegen Bambix, die sollen doch im Exzess spielen. Da der Kiosk in der zwischenzeit sowieso schon dicht gemacht hatte, wackelten wir schweren Herzens zurück ins Exzess.

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit und einem schier endlosen Fußmarsch zurück waren, spielten Bambix noch. Gott sei Dank. Doch sie waren schon bei den Zugaben und kurz darauf verließen sie die Bühne. Tja, was nun? Die letzte Bahn nach Spiessbaden war schon lange weg. Also weiter trinken. Zum Glück sollte irgendwo in Nähe des Campus eine Party in einem an diesem Abend besetzten Haus stattfinden. Wir liefen also wieder in Richtung Campus und erreichten irgendwann das Haus. Wie die Party war, weiß ich nicht mehr. Filmriss. Irgendwann saßen Frank und ich wieder in der S-Bahn. Gezeichnet von Alkohol und einer zu kurzen Nacht und freuten uns auf unsere Betten.

Und nach diesem Abend in Frankfurt verlor ich die Bambix aus den Augen – bis vor einigen Tagen eine CD mit neuen Songs der Band ins Haus trudelte. Genauer gesagt lag eine Split-CD von Bambix und der Berliner Band Johnnie Rook namens „3:15 am“im Briefkasten. Eine interessante Kombination dachte ich: Die eine Band habe ich seit fast zehn Jahren nicht mehr gehört, von der anderen Band habe  ich noch nie etws gehört.

Da lesen bildet, nahm ich zunächst das beigefügte Infoschreiben in die Hand. Dort las ich, dass Bambix seit unserem letzten Wiedersehen weiter aktiv waren, Konzerte gespielt und Platten veröffentlicht hatten. Und die großen Unbekannten, Johnny Rook aus Berlin, sind auch keine Anfänger. Das Quintett gibt es auch schon seit einige Jahren und hat einige Platten und CDs veröffentlicht.

Sieben Songs enthält der Tonträger, der als CD und 10“ erscheinen wird. Das erste Lied, „Oneway Rover“, haben beide Bands zusammen aufgenommen. Und ein echter Hit ist es geworden: Melodisch, schnell und trotzdem schön rau. Die drei Bambix Songs gehen in eine ähnliche Richtung und gefallen allesamt. Deutlich direkter und rock’n’rolliger sind sie geworden, seitdem ich sie das letzte Mal (ich vermeide bewust dass Wort „bewusst“) gehört habe. Dazu Wicks Gesang, der den Liedern eine leicht melancholische Note verleiht – doch, gefällt mir gut.

Johnny Rook kommenn ebenfalls mit Frauengesang daher, erinnern mich aber mehr an ältere Inner-Conflict-Sachen, sowohl vom Gesang als auch der Musik her. Ein Ticken schneller als Bambix sind Johnny Rook. Sängerin Franziskas helle Stimme wird in den Refrains von einem shoutenden Männerchor unterrstützt, was der Musik zusätzlichen Druck verleiht. Kann auch was, wenn nicht die etwas leicht banalen Texte wären übers Wellenreiten auf Open-Air-Festivals oder dem Rock’n’Roll nach Plan, dem die Band nicht entsprechen will. Die erfrischende, fröhlichen Art mit der das vorgetragen wird, sorgt dann aber dafür, dass Johnny Rook trotzdem Spaß machen. Insgesamt eine gute Platte mit leichten Vorteilen für Bambix.

Ach ja, Chantré habe ich seit jenem Abend in Frankfurt nicht mehr getrunken.

„3:15 am“ ist am 1. September bei Major Label und SM Musik erschienen.

Written by Falk Fatal

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