LENZ & PARTNER

Träumerisch blicke ich aus dem Fenster meiner Dachgeschosswohnung mitten hinein in den aquamarinsten Himmel den man sich vorstellen kann. Aquamarines Blau soweit mein Auge reicht, nur einmal kurz geteilt durch einen Kondensstreifen eines Passagierflugzeugs, das friedlich seine Warteschleife über Wiesbaden dreht.

Die Sonne lacht und strahlt, glüht eine sommerliche Wärme aus, welche die Lebewesen glücklich macht. Die Knospen knistern, die Winde flüstern, der Lenz ist da, der Lenz ist da. Alle strömen hinaus, ins Freie, zu den Wiesen und Wäldern, den Baggerseen, den Parkanlagen, zu den Eiscafes. Knappe Sachen, Bauchfreitop und Stringtangarock,  betonen den Winterspeck, Rubens Rundungen feiern ein Comeback, Sonnencreme Hautschutzfaktor zwei, lassen die Endorphine jubilieren. Die Pheromone tanzen durch die Lüfte, schwitzige Leiber verströmen liebliche Düfte, also Hormonstau allerorten, hinfort damit, hinfort. Auf dem Dach vor meinem Fenster zwei Amseln kopulieren; stöhnen, quietschen, schreien rhythmisch, von der Lust getrieben. Überhaupt kopulieren, das machen alle jetzt dort draußen in der Natur, in ihren Parkanlagen, den Eiscafes, auf den Wiesen in den Wäldern, Nachwuchs für die von der Leyen produzieren. Nicht mit mir, nicht mit mir, schreie ich verzweifelt raus, runter aus dem vierten Stock zu den Menschenleibern, die aufeinanderliegen und kopulieren.

Ich gehe nicht hinaus, ich mache da nicht mit, keine zehn Pferde bekommen mich daraus. Viel zu groß die Gefahr für Leib und Leben. Und ich rede hier nicht von Tripper, Aids oder ungewollter Schwangerschaft, die so eine Kopulation mit sich bringt, und ich rede hier auch nicht von Sonnenbrand oder Hautkrebs. Nein, Alles Pille Palle. Ich rede hier von ernsten Gefahren, leibhaftige und gefährliche Gefahren, die dort draußen lauern und warten, mir das Leben zu nehmen, zu entwenden wie ein gemeiner Dieb dem Kinde den Lutscher.

Ich rede hier von Terrorgefahr, von sogenannten Ex-Terroristinnen, die man einfach nach 30 Jahren aus ihren Gefängnislöchern geholt hat und die nun unbehelligt auf den Wochenmärkten dieser Welt Granatäpfel kaufen dürfen. Oder sich mit Eisbomben versorgen. Naaaa, läutet da was????

Hallloooo??? Ist doch klar, das es da demnächst wieder irgendwo unterm Auto kracht. Und dann ist das Geschrei wieder groß. Und wer hat dann mal wieder Recht gehabt? Na wer wohl! Richtig! Franz Josef Wagner! Der hat ja immer Recht. Aber selbst die BILD- Zeitung macht mit bei dieser Lenzhysterie, bei dieser liberalen Laissez Faire. Ich zitiere hier die Schlagzeile von Seite 3 vom 17.4.2007: „Deutschland schwitzt bei fast 30° Grad – aber die Freibäder haben alle zu!“ Wie können die so etwas schreiben? Ja zum Glück bleiben die Freibäder doch geschlossen, muss man da doch sagen! Offene Freibäder? Da geht der Terror doch weiter! Wenn fanatische Selbstmordattentäter mit ihren Hüftspeckgürteln bewaffnet auf den fünf Meter Turm steigen und zur finalen Arschbombe ansetzen. Da will ich nicht in der Nähe sein. Wirklich nicht. Und dann heulen wieder alle, wenn die BILD- Zeitung titelt: „Killer Tsunamiwelle spült Igstadt von der Karte!“

Ich gehe jedenfalls nicht mehr vor die Tür! Ich hänge an meinem Leben und wenn euch euer Leben lieb ist, dann solltet ihr dasselbe tun.

Lacht ruhig über mich, nennt  ich ruhig verrückt, nennt mich paranoid, mir egal. Ich weiß es besser. Ich weiß was da draußen passiert.

Bevölkert ruhig weiter die Wälder, die Wiesen, die Parkanlagen, die Baggerseen, die Eiscafés, empfangt den Lenz doch mit offenen Armen und kopuliert weiter wie die Karnickel. Ich jedenfalls, ich gehe da nicht mehr raus.

Gerade klingelt das Telefon. Ich gehe nicht ran. Das ist bestimmt meine Oma, oder das BAFÖG- Amt, das sein Geld zurück will, oder gar die Lotto- Union Düsseldorf! Die haben mich schon seit längerem im Visier.

Ich gehe da nicht ran. Ich hebe den Hörer nicht ab. Ich bin doch nicht lebensmüde. Ich mache jetzt das Rollo runter. Sicher ist Sicher.

Lacht ruhig über mich, nennt mich paranoid, das ist mir so egal. Aber eins ist ja mal klar:

Ihr habt ja mal so was von keiner Ahnung! Echt jetzt!

Written by Falk Fatal

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