2011: DON’T LOOK BACK IN ANGER

Etwas verspätet zwar, aber auch ich mag mich nicht dem Reigen der Jahresrückblicke Verschließen. Alles natürlich aus rein subjektiver Sicht. Here we go.

BESTES ALBUM 2011

Schwierig, schwierig, sich da auf eins konkret festzulegen, denn obwohl viel Scheiß produziert wird, wurden auch 2011 einige tolle Platten veröffentlicht. Um die Auswahl etwas einzuschränken, beschränke ich mich auf die hier besprochenen Sachen und da fallen mir dann spontan drei Alben rein, die aus der Masse herausstechen. Da wären erst einmal Zwei Tage ohne Schnupftabak, die mit „In Anbetracht der Dinge“ ein Knalleralbum vorgelegt haben.

Hier stimmt alles: Musik, Texte und Aufmachung – zumindest wer schnell genug war sich eine der Deluxeboxen zu sichern. Ganz Großes Kino!

Ebenfalls ein großartiges Album haben Wasted vorgelegt. Unglaublich, dass sich die Band noch einmal so steigern würde, hätte ich nicht gedacht. Herausgekommen ist mit „Outsider by Choice“ ein eigenständiges Album, auf dem sich treibenden Wipers-Riffs mit einer 60s-Orgel und finnischer Melancholie paaren, was manchmal an die besten Momente der Murder City Devils heranreicht.

Und dann wäre da noch die Baboon Show mit ihrem ersten offiziellen Deutschland-Release. Hammerplatte, Hammerband – elf treibende Punkrock-Hits!

Auch noch Erwähnung finden sollen hier Love A, deren Debütalbum „Eigentlich“ auch in keiner Plattensammlung fehlen sollte. Toll wie die Mannen um Jörkk Mechenbier NDW-lastigen Punk mit Indie und guten Texten zu einem eigenständigen Ganzen vermengen. Tolle Kiste.

Eine der tollsten Platten 2011 veröffentlichten zudem Nuclear Raped Time Bomb, die Allstarband um Jens Rachut und Frankie Stubbs, aber da die Platte hier nicht besprochen wurde, wird sie auch nur am Rande erwähnt.

GRÖSSTES ÄRGERNIS

Wie jedes Jahr: uninspirierter, langweiliger Deutschpunk, dem es gefällt sich im eigenen Klischeesumpf zu wälzen. Warum kann so Musik nicht aussterben?

Auch schlimm sind Möchtegern-Spaßvögel, die glauben jede noch so halbgare musikalische Idee und jeden noch so schlechten Witz zu einem Lagerfeuer-Romantiksong verarbeiten zu müssen.

GRÖSSTE ÜBERRASCHUNG

Das Tom Waits nach sieben Jahren endlich wieder ein neues Album veröffentlicht hat, dass zwar nicht die ganz große Offenbarung ist, aber dennoch eine ganze Menge großartiger Songs enthält. Und selbst die eher durchschnittlichen Songs sind um Längen besser als das, was viele sonst jemals in ihrem musikalischen Schaffen hinbekommen. Von daher: thumbs up.

GRÖSSTE ENTTÄUSCHUNG

Dass Tom Waits auch 2011 nicht auf Deutschlandtour gekommen ist.

GRÖSSTER ABFUCK

Die allgemeine Heuchelei in Politik und Teilen der Presse, dass man total überrascht sei und nicht glauben könne, dass Nazis auch Terroristen sein können.

BESTES KONZERT

Es gab zwar eine Menge guter Konzerte im vergangenen Jahr, doch das absolute Highlight war eindeutig das Konzert von Chuck Ragan Brian Fallon, Dan Andriano, Dave Hause im Rahmen ihrer Revival Tour in der Ringkirche Wiesbaden. Hier stimmte alles: Ambiente, Sound, Musik, Spielfreude der Musiker, Stimmung des Publikums. Ich bin mir sicher, niemand, der an diesem in der Ringkirche war, wird das Konzert jemals vergessen. Mir läuft jetzt noch ein Schauer den Rücken runter, wenn ich daran denke. Großartig!!! Fast vier Stunden dauerte das Konzert und es war keine Sekunde zu lang. Und wann sieht man nach einem Konzert ausschließlich glückliche Gesichter? Nach diesem Konzert konnte man 200 davon sehen. Künftig bitte mehr davon!

Und bei euch? Wie sieht euer Jahresrückblick aus?

Written by Falk Fatal

1 Comment

Mika

Das liest sich ja gut … wobei meine Liste so aussehen würde …

Bestes Album:
Former Cell Mates – Presented as a work of fiction (wobei ich noch auf die EA 80 warte …) – Großartiger Pub-Rock-Punk aus dem Leatherface-Umfeld.
Erst 2011 bekommen, aber 2010 produziert: Make Do and Mend! Endlich klingt mal jemand wie Hot Water Music mit nem richtigen Arschtritt!

Größtes Ärgernis:
Da würde ich mich anschließen und für die Rubrik „unlustige Musik“ gerne noch No Kluc vorschlagen (selbst Titulierung: Strausberg Kotzcore). Generell kann man auch die Flut an Rockabilly-CDs, die ich 2011 ertragen musste, da mit rein nehmen und die verschissene Christencore-Band, die ich im Dezember in den Philippinen sah!

Größte Überraschung:
Auf dem Plattenteller: Die zweite Single von Weltraumschrott (Asphaltcowboy). Auf der Bühne: The Adicts auf dem Ruhrpott-Rodeo; Wahnsinns-Live-Show. Persönlich: Musste alle Meck-Pomm-Vorurteile begraben, viele coole, sympathische und aktive Menschen dort oben!

Größte Enttäuschung:
The Revival Tour 2011 LP und das Publikum der Tour in Münster. Wenn nicht zwei sehr charismatische Chuck Ragan und Brian Fallon das ganze wieder wettgemacht hätten, ich hätte für 30 € die Lee-Werbung samt Skater’sPalace weggebombt!

Größter Abfuck:
Stimme ich zu! Diskussionen um rechte Gewalt, aber auch um Gewalt im Fußball … was machen eigentlich Journalist/innen den ganzen Tag (Ausnahme: Jungle World, Ruhrbarone)!

Bestes Konzert:
Geoff Berner in der Christuskirche in Bochum! Der Whiskey-Rabbi hat einfach die sitzenden Massen gerockt, sich besoffen, ACAB geschrieen und Religionen kritisiert. -> http://alleinerthreat.blogsport.de/2011/03/28/geoff-berner-in-bochum/

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