NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN/MAISON DERRIERE Split-LP

Hamburg hat seinen eigenen Sound. Alter Hut, keine Neuigkeit. Ist klar. Trotzdem finde ich es interessant, dass sich gerade in der Hansestadt Sehnsucht und Melancholie immer wieder bestens vereinen. So auch auf dieser Split-LP zweier noch eher unbekannteren Hamburg-Bands.

Notgemeinschaft Peter Pan machen den Anfang. Ein alter Bekannter, ein Freund, ist am Mikro. Von daher kann ich gar nicht unbefangen sein. Muss ich aber auch nicht, denn die Notgemeinschaft Peter Pan (geiler Bandname übrigens!) zündet auch ohne Befangenheit. Das Quartett liefert großes Kino. Früher wurde das Emo-Punk genannt. Songs aus dem täglichen Sterben. Ohne Schnick-Schnack vorgetragen, immer mit einer leichten Moll-Note im Hintergrund. Immer wenn ich NPP (so die Abkürzung des Bandnamens) höre, fühle ich mich um zehn, fünfzehn Jahre zurück versetzt, als Emo noch nicht unpolitisch bedeutet hat. Muff Potter mit ihrem Demo und erster Platte kommen mir in den Sinn. Oder Exil. Oder Dellwo. Oder Loxirian.

Gleich der Opener, „Keine Farben“ nennt er sich, ist ein Hit. Scheiß Winter. Alles grau in grau, und letztendlich ist es doch nur Schneeregen. Düster, angepisst und doch hymnisch vorgetragen. Danach keine Hymnen mehr, musikalisch getragen geht es weiter. Aber gut. „Halbleeres Glas“ ein Hit. „Und jetzt sitz ich halbvoll vor nem halbleeren Glas“, ruft Sibbe herüber. Und ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Wer nicht. Das Quecksilber bleibt konstant. Feeling like a freezer. Das ist schon toll. Jetzt muss die Notgemeinschaft nur mal raus aus Hamburg, die Republik bereisen. Vielleicht mit einer Fahrgemeinschaft?

Passende Mitreisende sind ja auf der Flipside vorhanden. Maison Derriere. Statt rostigem Männergesang gibt eine glasklare Frauenstimme den Ton an. Musikalisch sauberer, moderner, aber meist in Moll. Erinnert mich an Peace of Mind. Auch textlich noch persönlicher als die Notgemeinschaft. Aber genauso gut. „Wir bleiben da, wenn es funktioniert und sehen zu wie’s alte kollabiert.“ Trümmer sind Steine der Hoffnung, heißt es. Bis es soweit ist liefern Notgemeinschaft Peter Pan und Maison Derriere den perfekten Soundtrack zum Ausharren. Danke.

Die Split-LP gibt es bei den Bands.

Written by Falk Fatal

1 Comment

Schreibe einen Kommentar