THIS MACHINE KILLS FASCISTS: WOODY GUTHRIE

Bild: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA

Woody Guthrie wäre heute 100 Jahre alt geworden. Grund genug, dem wahrscheinlich einflussreichsten Folk-Sänger überhaupt, ein paar Zeilen zu widmen.

Bevor John Graham Mellor seinen Künstlername Joe Strummer annahm und mit The Clash und The Mescaleros Weltruhm erlangte, nannte er sich Woody. Aber nicht als Reminiszenz an Woody Woodpecker, wie The Clash-Drummer Topper Headon ursprünglich dachte, sondern als Verneigung vor Woody Guthrie. Jenem Hobo und Folksänger, der heute als US-amerikanische Ikone gilt, und der in seinen Liedern immer wieder das Schicksal der Arbeiterschaft besang und der kommunistischen Linken nahe stand. Ohne dessen Schaffen das musikalische Wirken von Bob Dylan, Billy Bragg, Bono von U2, Joe Strummer, John Mellencamp, Jeff Tweedy von Wilco (die gemeinsam mit Billy Bragg zwei großartige Alben mit Woody-Guthrie-Songs veröffentlicht haben), Willie Nelson, Steve Earle oder Bruce Springsteen, nur um einige zu nennen, in der heutigen Form nicht denkbar wäre.

Bekannt wurde der am 14. Juli 1912 geborene mit seinen Dust Bowl Ballads, einer Sammlung von Liedern, die das Schicksal der Farmer beschrieb, die in den 1930ern während der Great Depression vor den Sandstürmen, die den Mittleren Westen heimsuchten, nach Kalifornien flohen. Guthries Dust Bowl Ballads sind praktisch das musikalische Pendant zu John Steinbecks Jahrhundertroman Früchte des Zorns. Passend dazu findet sich mit Tom Joad ein Lied auf den Dust Bowl Ballads, das direkten Bezug auf Früchte des Zorns nimmt. Das Schicksal der Flüchtlinge kannte er nur zu gut. Er gehörte selbst zu den Oakies, wie Flüchtlinge genannt wurden, die in den Westen zogen, um dort ein besseres Leben zu finden. Wen diese Periode der US-amerikanischen interessiert, sollte sich den schon erwähnten Roman Früchte des Zorns zu Gemüte führen. Ein großartiges Buch!

Anfang 1940 ging Guthrie nach New York, nahm dort seine Dust Bowl Ballads auf und lernte Pete Seeger kennen, der später maßgeblichen Anteil daran hatte, dass Guthries Song der Nachwelt erhalten blieben und ein neues Publikum fanden, nach dem Guthrie ab etwa Anfang der 1950er wegen seiner Chorea-Huntigton-Erkrankung nicht mehr auftreten konnte. In den 1940ern begann Guthrie auch auf seine Gitarre This machine kills fascists zu schreiben, was er auch nach dem Zweiten Weltkrieg beibehielt.

Sein bekanntestes Lied ist This land is your land, dessen Rezeption ähnlich ambivalent ist, wie bei Bruce Springsteens Born in the USA: Von den erzkonservativen Rechten als patriotische Hymne verehrt, von den Links-Liberalen, als das genaue Gegenteil deklariert. Im Fall von This land is your land haben jedoch beide Seiten nicht ganz unrecht. In der ursprünglichen Version war der Text explizit kommunistisch und wandte sich gegen das Privateigentum. Im Laufe der Jahre schrieb Guthrie seinen Song aber immer wieder um, um ihn Mainstreamtauglicher zu machen, sodass sich in den heute bekannten Aufnahmen der linke Inhalt nur noch andeutungsweise finden lässt.

http://youtu.be/HOV02vZyHzk

Anfang der 1950er erkrankte Guthrie an Chorea Huntington und verbrachte ab 1956 den Rest seines Lebens in verschiedenen Krankenhäusern und Pflegeheimen. Am 3. Oktober 1967 starb Woody Guthrie.

Ein sehr gutes und interessantes Porträt von Woody Guthrie hat übrigens Spiegel Online heute veröffentlicht.

Written by Falk Fatal

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