MOLOKO PLUS #46

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Mal wieder halte ich eine großartige Ausgabe eines der besten Fanzines hierzulande in der Hand. Wenn ich daran denke, dass dies eine der letzten Ausgaben des Heftes ist, befällt mich ein wenig Wehmut.

Ich glaube, dass erste Moloko Plus, das ich in den Händen hielt, war Nummer #12 oder #13. Ich fand es nicht schlecht, aber mir enthielt es ein bisschen viel Oi, doch zwischen all den Skinheadbands waren auch immer Storys über Bands, die mir gefielen oder die mich interessierten. Ich blieb am Ball und las das Moloko Plus fortan regelmäßig. Und mit wachsender Begeisterung. Irgendwann begann Torsten damit, unbekannte Sportler zu porträtieren, die sich mit ihrem Verhalten gegen gesellschaftliche Konventionen zur Wehr setzten. Damit traf Torsten bei mir einen Nerv. Ich habe ja im Mittelfinger stellenweise Ähnliches gemacht.

Mit der Zeit wurde die Zahl der Oi-Bands immer geringer und mehr und mehr coole 77er-Punkbands oder -labels wurden interviewt und vorgestellt. Und auch die Punkgeschichte kam nicht zu kurz. So wurde zum Beispiel in den Ausgaben #44 und #45 die Geschichte des Skintonic Fanzines erzählt und nebenbei auch einiges über die Geschichte der Skinheads in Deutschland. Oder aktuell das Interview mit Ralf Real Shock, der einst das geniale 3rd Generation Fanzine herausgab. Dieses tolle und informative Interview erstreckt sich ebenfalls über zwei Ausgaben. Nachzulesen in der #45 und in der aktuellen Ausgabe, der #46. Gleiches gilt für den Bonecrusher-Report. Machte auch Spaß zu lesen. Ich könnte jetzt hier noch weitere Highlights aufzählen, beschränke mich jetzt mal aber auf die aktuelle Ausgabe, die Nummer #46.

Die erscheint erstmals seit langer Zeit wieder im Quaderformat. Vorbei die Zeiten, als das Moloko Plus im 7inh-Format erschien. Mir soll es recht sein, solange der Inhalt darunter nicht leidet. Und der kommt auch im neuen Format sehr süffig daher.

Es gibt ein Interview mit Smart Attitude, die sehr sympathisch rüberkommen. Der zweite Teil des Interviews Ralf Real Shock weiß zu begeistern, ebenso die Geschichte über Aufstieg und Fall von Helen of Oi! Records und die Fortsetzung der Bonecrusher.

Geschichtsinteressierte Leser werden mit der Story über die Werner Gladow Bande und dem Horst Wessels Mörder Ali Höhler ihre wahre Freude haben. Menschen mit gutem Geschmack freuen sich über Teil 1 des Interviews mit den Huntington Beach Punklegende The Crowd. Des Weiteren werden die Penny Cocks aus Katalonien, Marching Order aus Melbourne und Jenny Woo aus Kanada vors Mikrofon gezerrt. Ach ja, die Boys dürfen auch etwas sagen. Dazu werden die chinesischen Skins von Misando in ihrer Heimat besucht und wer sich für Maori-Tätoowierungen interessiert, wird auch auf seine Kosten kommen. 84 prall gefüllte, abwechslungsreiche Seiten, die mich mal wieder bestens unterhalten haben.

Umso trauriger stimmt es mich, dass Torsten das Moloko Plus mit Ausgabe 50 einstellen will. Ab dann soll es nur noch online weitergehen. Eine Entscheidung, die ich nachvollziehen kann, denn vier Mal im Jahr so ein Heft auf die Beine zu stellen und das schon seit mehr als zehn Jahren, erfordert eine Menge Arbeit und Herzblut – vom finanziellen Aspekt ganz zu schweigen. Trotzdem ist das eine Entscheidung, die ich sehr bedauere, da mir das Moloko Plus in den vergangenen acht, neun Jahren sehr ans Herz gewachsen ist und einen guten Freund verliert man nur sehr ungerne. Vier Ausgaben wird es noch geben. Ich freue mich darauf.

Das jeweils aktuelle Heft sowie ältere Ausgaben könnt ihr hier bestellen.

Written by Falk Fatal

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