LOVE A – Irgendwie CD/LP

Die Senkrechtstarter des vergangenen Jahres geben sich mit einem neuen Album die Ehre. Love A begeistern auch auf Irgendwie mit ihren bitterbösen Gesängen gegen die Bausparvertrags-Spießeridyllenlangeweile ihrer Mitmenschen. Danke!

Love A kann man mit Fug und Recht die Senkrechtstarter des vergangenen Jahres nennen. Zwar kam ihre großartige Debütscheibe Eigentlich schon 2011 heraus, der Durchmarsch in die Redaktionen der alternativen Musikpresse fand aber erst 2012 statt. Kaum ein Blatt, das nicht über die sympathischen Trierer berichtet hättet. Laut Intro haben sie den Begriff Deutschpunk wieder salonfähig gemacht. Danke Jungs, habt ihr fein gemacht!

LoveA_Irgendwie_FrontCover_2400x2400_aMan könnte also befürchten, dass das neue Album der Band ganz schreckliche Scheiße wird. Das kennt man ja. Neue Band wird abgefeiert, gehypt und wie die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Das folgende Album geht dann gerade noch und spätestens mit dem dritten Album ist das Pulver verschossen. Diese Angst braucht man bei Love A nicht haben. Handelt es sich hier doch um vier Mitdreißiger, die nicht zum ersten Mal in einer Band spielen und die auch schon die eine oder andere Erfahrung mit den Mechanismen des Musikbusiness gemacht haben.

Und jetzt liegt Irgendwie vor, der langerwartete Nachfolger von Eigentlich (ich überlege gerade, wie wohl das dritte Album heißen wird. Sozusagen? Ja, aber? Schon?). Die Grundbestandteile sind dieselben geblieben: Love A vereinen auch auf ihrem neuen Album gekonnt Punk, Pop, Indie und Wave. Eine unverzerrte Gitarre mit kantigen Riffs, dazu Jörkks eigenwilliger Gesang, immer nah an der Grenze zur Hysterie und fern jeglicher Klischees, und ein wuchtiger Bass. Allerdings sind die Songs auf Irgendwie weniger spröde als auf dem Debütalbum und der ersten Single. Dafür wurde der Popappeal gesteigert und die Melodien treten deutlicher zutage. Mehr Indiedisco als Schlachtrufe-Sampler.

Geblieben sind aber die großartigen Texte, die meist bitterböse die bausparvertraglich-garantierte Spießeridylle aufs Korn nehmen. „Du bist Kirmes, du bist Möbelhaus und ich, ich bin genervt! Es wurde alles schon gesagt, bloß noch nicht überall…“ heißt es etwa in Valentinstag (in Husum), das schon vergangenes Jahr als Single veröffentlicht worden ist. Ein einfacher Satz aus dem Leben, der doch so viel mehr sagt als all die verklausulierten Texte mancher Bands, die sich in Fremdwortarien ergehen, damit die Texte gewichtig und intellektuell wirken. Wer braucht schon intellektuelle Texte, wenn er wahre, treffende Texte schreiben kann? Und das kann Sänger Jörkk wie wenig andere hierzulande.

Zusammengenommen ergibt das ein tolles Album mit einigen wirklich großartigen Liedern, wie zum Beispiel das tolle Windmühlen, Entweder oder Heul doch, Punk!

Mit Irgendwie legen Love A einen würdigen Nachfolger zu Eigentlich nach, dem zwar der Überraschungseffekt des Debütalbums fehlt, das hohe Niveau aber locker halten kann. Ich bin gespannt, wohin die Reise von Love A noch gehen wird. Und jetzt: “Kopf aus – Musik an!”

Irgendwie ist bei Rookie Records erschienen

Written by Falk Fatal

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