THE STANFIELDS – Death & Taxes LP/CD

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Bild: Scott Blackburn

The Stanfields begeistern mich mit ihrem Bluegrass-Folk-Punk, den sie auf zweiten Album Death & Taxes fabrizieren, auf voller Länge. Eines der beste Alben dieses Jahres!

Es ist Mittwochnacht, kurz nach eins. Die Luft steht. Es sind noch jetzt weit über 20 Grad. Temperaturen, die man hier nicht gewohnt ist. Die Eiswürfel in meinem Glas Pernod haben sich in Windeseile aufgelöst. Meine Haut müsste eigentlich von einer Salzschicht überzogen sein. So viel Schweiß, wie mein Körper abgesondert hat, würde mich das nicht wundern. Eigentlich genau die Zeit, um einen alten Deltablues zu hören. Stattdessen lärmen The Stanfields aus meinen schrottigen Boxen. Das ist aber nicht schlimm, denn die Musik der Kanadier ist perfekt dafür, die Zeit totzuschlagen, bis ich hundemüde in mein Bett falle, um dann doch nicht schlafen zu können.

Draußen im Hinterhof gackert eine junge Frau, wahrscheinlich über einen dummen Witz ihres Freundes. Hier drinnen im Glutofen verklingen derweil die letzten Takte von „Jack of all Trades“, dem mitreißenden und hymnischen Auftakt von „Death & Taxes“. Für mich ein Hit!

Irgendwo habe ich gelesen, die Jungs würden wie eine Mischung aus Social Distortion und Dropkick Murphys klingen, weil rockige Gitarren mit Countryriffs auf Irishfolkklänge treffen. Ich finde das nicht ganz passend, also den Vergleich mit Social Distortion und Dropkick Murphys. Für letztere ist der Folkanteil zu gering, für erstere der Bluegrass zu dominant. Mich erinnern The Stanfields vielmehr an Hudson Falcons, eine der unterbewertetsten Bands unserer Zeit, aber das nur am Rande.

death-coverTextlich dagegen sind Folkeinflüsse unüberhörbar. Da geht es zum Beispiel um die Gefahren eines nächtlichen Waldspaziergangs oder die Eintönigkeit des Lebens eines Truckers, der die meiste Zeit on the Road verbringt. Vielleicht nicht jedermanns Sache, ich kann eher persönliche Texte ja ganz gerne ab.

Und während ich das schreibe, läuft mir zum wiederholten Mal der Schweiß die Stirn entlang, während The Stanfields „The Boston States“ anstimmen. Mit „Fox in the Heather“ vielleicht der Song mit den meisten Irish-FolkEinflüssen. Auch diese Aufgabe löst das Quintett aus Halifax mit Bravour.

Draußen ist das Lachen mittlerweile verstummt. Der Nachtbus macht sich bereit für seine Fahrt für heute. Der „Blacktop Blues“, ein astreiner Cowpunk-Song, ist der Soundtrack dazu. Für mich wird es auch langsam Zeit. Der Pernod leert sich langsam, der Schweiß auf meiner Haut ist mal wieder getrocknet. „Dunvegan’s Drums“, eine erhabene, kämpferische Ballade, bringt mich dem Ende der Nacht ein Stück näher. Und so, wie die Glut meiner Zigarette mit einem kurzen Zischen verglimmt, endet auch dieses wunderbare Album. Selten hat mich ein Album einer mir bis dato völlig unbekannten Band begeistert, wie „Death & Taxes“, dem zweiten Longplayer der Stanfields. Wären meine Augen nicht schon weit unter Halbmast, würde ich Repeat drücken. Aber morgen ist zum Glück auch noch ein Tag.

Death & Taxes erscheint am 16. August 2013 bei Rookie Records

Written by Falk Fatal

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