ALTE SAU – s/t CD/LP

ALTE_SAU_BandfotoAlte Sau heißt die neue Band von Jens Rachut. Und wer jetzt einen Aufguss von Kommando Sonne-nmilch oder Oma Hans erwartet hat, oder eine Scheibe, die schräg und experimentell klingt, wird enttäuscht sein. Alte Sau ist beides nicht. Sie sind für sich schon experimentell und auch die vergangenen Bands lassen sich nicht nicht ganz verleugnen – doch das Resultat klingt frisch, eingängig und so ganz anders als alle bisherigen Bands von Jens Rachut.

Alte Sau ist definitiv mal ein geiler Bandname und reiht sich nahtlos ein zu Angeschissen, Blumen am Arsch der Hölle, Dackelblut, Oma Hans, Kommando Sonne-nmilch und Nuclear Rape Fuck Bomb. Alte Sau heißt also die neue Band von Jens Rachut und die überrascht mich gleich mehrmals. Zum einen hätte ich nach den letzten Platten von Kommando Sonne-nmlich und N.R.F.B. nicht so schnell mit einer neuen Veröffentlichung Rachuts gerechnet. Zum anderen fehlen hier komplett Bass und Gitarre ebenso Elektrospielereien, Bläser oder auch Streicher. Stattdessen gibt es nur Schlagzeug, zwei Orgeln und Rachut zu hören. Aber hat man sich erst einmal an die neue Konstellation gewöhnt, gibt es hier ein großartiges Album zu hören, vielleicht das Beste seit Jahren, das Rachut aufgenommen hat. Gemeinsam mit Rebecca Oehms, die Orgel spielt und bei einigen Liedern mitsingt sowie den Background-Chören entfalten Alte Sau einen wavigen Sound, den man so von Rachuts Bands noch nicht zu hören bekam. Screamers und New Order statt Wipers scheint die Devise zu sein. Klasse!

Und über diese meist satten, manchmal hypnotischen Keyboardteppiche legt sich Rachuts kratzige Stimme, mit der er seine Geschichten über skurille Alltagsbeobachtungen erzählt, über “Böse Winde” singt, über den “verdammten Druck” und die “verkackten Grillen” schimpft oder sich in “Hexenjagd” fast in Rage schreit – nur um in “Lausanne” schließlich festzustellen: “Es geht nicht um Plätze, es geht um Distanz.”

Immer mit dabei die latente Melancholie, die auf einer Platte von Rachut nicht fehlen darf. Zusammengenommen ergibt das ein eindringliches, ein spannendes und tolles Album. Alle, die Jens Rachut nach dem letzten, etwas schwächeren Album von Kommando Sonne-nmilch schon abgeschrieben hatten und dachten, der alte Mann kann es nicht mehr, dürften hiermit eines besseren belehrt werden. Das Debüt von Alte Sau ist meiner Meinung nach das beste Album seit Jahren an dem Jens Rachut mitgewirkt hat. Danke dafür!

“s/t” ist beim Major Label erschienen

ALTE SAU live

05.09.14 Nürnberg, K4
11.09.14 Berlin, Beiruth
12.09.14 Hamburg Hafenklang
13.09.14 Bremen, Friesenstraße

Written by Falk Fatal

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