THE AUTONOMADS – One Day This Will All Be Gone… EVERYTHING NOW! LP

Bild: The AutonomadsThe Autonomads aus Manchester veröffentlichen mit “One Day This Will All Be Gone… EVERYTHING NOW!” eine tolle und vor allem kämpferische Reggaepunk-Scheibe, die am England David Camerons kein gutes Haar lässt.

Ich bin jetzt kein ausgewiesener Kenner der Materie, aber die Kombination von Reggae und Punkrock hat mir schon immer gefallen, seitdem ich das bei The Clash und The Ruts zum ersten Mal gehört habe. Ganz anders verhält es sich dagegen mit Ska-Punk. Da finde ich eigentlich fast alles scheiße, was es aus dem Genre gibt. Woran das liegt, weiß ich nicht, denn für sich genommen kann ich Two-Tone oder Rocksteady einiges abgewinnen. Das höre ich für sich genommen auch viel häufiger als Reggae. Irgendwie merkwürdig, aber zurück zu The Autononmads und deren neuem Album “One Day This Will All Be Gone… EVERYTHING NOW!”

Obwohl es die Band aus Manchester schon seit 2007 gibt, hatte ich von denen bisher noch nichts gehört. “One Day This Will All Be Gone… EVERYTHING NOW!” ist ihr zweites vollständiges Album. Kürzlich hatte die Band zudem noch Split-LP mit dem Black Star Collective veröffentlicht.

Was mir bei den Autonomads gut gefällt ist, dass Punkrock und Reggae hier harmonieren und nicht wie bei anderen Bands manchmal zu hören, auf die Reggae-Strophe der harte Punkrefrain folgt, sondern die Übergänge fließend sind. Das spricht für die musikalischen Fähigkeiten der Bandmitglieder ebenso wie für die Vielfältigkeit des Albums. Denn neben ihrem Punkreggae schweifen die Engländer auch mal in den Dub oder Folk ab, wie zum Beispiel bei der Ballade “Gary Fisher” zu hören. Hervorzuheben ist der männlich-weibliche Wechselgesang, der die Autonomads von Bands wie Inner Terrestrials, P.A.I.N. oder Citizen Fish unterscheidet und abhebt. Vor allem durch die Stimme der Sängerin erinnern The Autonomads teilweise an Chumbawamba. Und rein textlich stehen The Autonomads den Anarcho-Pop-Rockern in nichts nach. Hier bekommt das Großbritannien David Camerons sein Fett weg (wobei wahrscheinlich auch Tony Blair nicht besser weggekommen wäre.)

“Conditions of the Working Class” erzählt die Geschichte der Industrialisierung und kommt zu dem bitteren Schluss, dass sich für die Arbeiterklasse seit den Anfängen des Kapitalismus nichts entscheidend verbessert hat. “The A Word” erklärt noch mal nachtrücklich, dass man bei den Cops oder vor Gericht die Schnauze hält und Genossen und Freunde nicht verrät. “Dickenson Three” und “Self Help Housing” gehen dann um Hausbesetzung. “Headlines” thematisiert das britische Äquivalent zu den deutschen 1-Euro-Jobs, während das folgende “See you at the JCP” Cops und Gefängniswärtern die Arbeitslosigkeit wünscht.

“Our Elizabeth” handelt, na klar, von der Queen. Und natürlich ist das kein Loblied. “Coppers in the dance” geht gegen die Polizei, “Breadline Britain” handelt von der fortschreitenden Verarmung weiter Teile der britischen Bevölkerung (und zeigt wohin der ganze neoliberale Scheiß am Ende führt) und das oben erwähnte “Gary Fisher” handelt wieder vom Hausbesetzen.  Nach dem darauffolgenden “Notes from the Underground” endet die Platte mit dem Acapella-Song “Everything NOW!”, der sich an das Traditional  “Glory Glory Hallelulah” anlehnt, aber natürlich mit konträrer Message.

Dann ist dieses starke, kämperische Album auch schon zu Ende. Und ich muss aufstehen und zu meiner Musikanlage gehen, um Repeat zu drücken. Hoffentlich spielen die bald mal live in der Nähe.

„One Day This Will All Be Gone… EVERYTHING NOW!“ ist bei Antikörper Export erschienen

Written by Falk Fatal

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