V.A. – TRIBUTE TO UNTERGANGSKOMMANDO CD

untergangkommando KopieDas Untergangskommando war in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre eine beliebte Deutschpunkband. Jetzt ist ein Tribute-Sampler erschienen, der leider mehr Schatten als Licht enthält.

Ich habe zum Untergangskommando ja ein zwiespältiges Verhältnis. Die Band empfand ich immer als Copy Cats – musikalisch, aber auch vom Style, vom Verhalten und der Bühenshow habe ich sie immer als müden Abklatsch der Toten Hosen wahrgenommen. Da ich nie ein Fan der Toten Hosen war, fand ich das doppelt schlimm. Ich habe nie verstanden, warum die Band sich selbst so limitiert. Denn das da gute Musiker am Werk waren, ließ sich ja nicht überhören.Dennoch: Die einzig gute Platte, die das Untergangskommando herausgebracht hat, war die “Morgenrot” CD. Die hatte Power und Aggression und klang nicht so weichgespült wie anderen Veröffentlichungen der Band.

Da das Untergangskommando aber aus Mainz kam und viele meiner damaligen Kumpels die Band geil fanden, habe ich verhältnismäßig viele Konzerte des Untergangskommandos gesehen. Außerdem waren sie regelmäßig beim Punkabend oder bei Konzerten im damaligen Szenetreffpunkt Haus Mainusch anzutreffen. Und so habe ich die einzelnen Bandmitglieder ein wenig kennenlernen dürfen. Und sympathisch waren sie. Bassist Oma kam aus meinem Nachbardorf und nahm ich öfters mit zurück in den Rheingau (aber nie fuhr er mich nach Hause, sondern nur zu ihm. Die restlichen drei Kilometer musste ich laufen). Gitarrist Pätzi ist seit vielen Jahren einer meiner besten Freunde, mit dem ich seit mehr als elf Jahren bei FRONT spiele. Sänger Michel mischte einige Zeit später viele der Konzerte, die wir nach dem Ende des Haus Mainuschs (war damals geschlossen für Punks) im HdJ Mainz veranstalteten und nahm später für FRONT unsere ersten vier Platten auf. Und unvergessen natürlich einige wüste Partys, die wir zusammen feierten. Spontan fällt mir da eine fantastische Party in Oberursel ein.

untergangkommando_coverMusikalisch pfui, privat hui – so könnte man meine Meinung zum Untergangskommando beschreiben. Von daher habe ich hier auch keine musikalischen Höchstleistungen erwartet. Und die gibt es auch nicht zu hören. Das meiste ist ziemlich schrecklich. Seien es die Schmuserocker von Noteingang, die Kellergeister, Botox, Piratenpapst oder Daily Terrororisten. Geiler Punkrock hört sich anders an. Zumal die Bands gehen bei ihren Interpretationen ziemlich unkreativ vor. Meist wird der betreffende Song einfach eins-zu-eins nachgespielt. Da böte der eine oder andere Song doch noch ganz andere Umsetzungsmöglichkeiten an.

Was ich auch komisch finde ist, das Untergangskommando-Sänger Michel hier gleich viermal vertreten ist. Einmal unplugged, einmal als Sänger von Wilde Zeiten und dann noch mit den Kellergeistern und den Punkrock-Allstars. Das wirkt ein bisschen so, wie ein Tribute an sich selbst. Aber sei’s drum. Jeder wie er will.

Was ich hier aber unbedingt positiv hervorheben will, ist die Aufmachung des Samplers. Nicht nur, dass jede Band sich kurz vorstellen darf, nein, jede Band erklärt auch, in welchem Zusammenhang sie zum Untergangskommando steht und was sie mit den Mainzern verbindet. Das finde ich sehr interessant zu lesen. Dazu gibt es noch ein kurzes Interview mit Michel und einen Kurzabriss der Geschichte des Untergangskommandos. Also, was die Aufmachung betrifft, liegt der Sampler ganz weit vorne. Musikalisch ist es halt nicht meins, aber wer das Untergangskommando mag, wird sicher auch hiermit seine Freude haben.

„Tribute to Untergangskommando“ ist bei Punk Booking erschienen

Written by Falk Fatal

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