Die Regierung – Supermüll & Tribute Do-LP

Die Regierung_1985_Live

Bild: playloud.org/Die Regierung

Einst aus dem Studio geschmissen, weil dem Besitzer die musikalische Qualität zu gering war, avancierte die Regierung später zum Wegweiser für die Hamburger Schule. Jetzt erscheint ihr Debütalbum “Supermüll” in einer aufwendigen Nachpressung samt Tribute-Sampler.

Die Geschichte der Regierung beginnt 1982 als One-man-band. Mastermind Tilman Rossmy nimmt seinen Korg MS20 und eine Rhythmusmaschine und legt los. Mit Ralf und Keith gewinnt er zwei Mitstreiter und so geht die Regierung 1984 ohne Probe ins Studio, um “Supermüll”, das Debütalbum aufzunehmen. Schon nach dem ersten Tag schmeißt der Studiobesitzer sie wieder raus, weil ihm das Resultat zu schlecht ist. Im zweiten Studio wird ein weiterer Tag zum Aufnehmen genutzt und fertig ist “Supermüll”. Michael Ruff von der Spex urteilte damals, das dies die beste deutsche Platte der 80er sei. Da hatte Ruff natürlich unrecht. Die beste deutsche Platte der 80er Jahre war “Monarchie & Alltag” von den Fehlfarben und diese Klasse erreichten Die Regierung bei aller Liebe dann doch nicht. Schlimm ist das nicht, denn die meisten Bands kamen qualitativ nicht mal in die Nähe der “Monarchie & Alltag”.

Was sofort auffällt ist der nöhlige, leicht verwaschene Gesang von Rossmy, der manchmal nur schwer zu verstehen ist. Was ein bisschen schade ist, denn Rossmy Coverwusste auch schon Mitte der 1980er fabelhaft zu texten. Aber eigentlich macht das nichts, denn die etwas rumpelige Aufnahme hat auch ihren Charme und trug sicher nicht unwesentlich zur Legendenbildung bei. Musikalisch ist “Supermüll” klar vom Punkrock inspiriert. Hie und da spielt die Gitarre auch mal ein Rock’n’Roll-Riff. Dabei legte die Regierung wenig wert auf Eingängikeit. Die Musik ist bisweilen sperrig und noisig, aber immer prägnant.  Dass dieses Album die frühe Hamburger Schule maßgeblich beeinflusst haben soll, wundert mich daher nicht sonderlich. Die Parallelen zum ersten Album von Tocotronic beispielsweise sind augenscheinlich. Aber nicht nur vom musikhistorischen Standpunkt aus gesehen, ist das Album interessant, es macht auch einfach Spaß. “Supermüll” atmet den Geist des frühen Punks, als es noch nicht um Musikalität, sondern um Ausdruck ging – egal wie das in den Ohren anderer klingt.

Ursprünglich enthielt das Album zehn Songs, die am 1. Mai erscheinende Nachpressung wird dazu noch drei Demosongs als Bonus enthalten sowie ein komplettes Tribute-Album, auf dem sich deutsche Indiegrößen wie etwa Schneider TM, Die Sterne, Doc Schoko oder Dirk von Lowtzow in ihren ganz eigenen Versionen vor der Regierung verbeugen. Und auch da gibt es einiges zu entdecken, da niemand der hier vertretenen Künstlerinnen und Künstler einfach ein eins-zu-eins-Cover abgeliefert hat, sondern die Musik wirklich interpretiert und im eigenen Stil gespielt wird. Eine runde Sache also diese Wiederveröffentlichung.

Wer das Album bis zum 1. Mai 2015 vorbestellt, bekommt sofort einen Downloadcode mit dem das Album schon jetzt heruntergeladen werden kann.

“Supermüll/Tribute” ist bei play loud! erschienen

Written by Falk Fatal

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