BRAUSEPÖTER – Selbstauslöser CD/LP

Bild: Brausepöter

Bild: Brausepöter

Brausepöter haben sich 1978 gegründet und waren eine der ersten Punkbands Deutschlands. Jetzt ist mit “Selbstauslöser” das erste Album erschienen.

Brausepöter kann man mit Fug und Recht als eine der ersten Punkbands Deutschlands bezeichnen. Da die Band aber aus der Nähe von Bielefeld kam (ich erspare mir jetzt den Bielefeldwitz. Wer darauf nicht verzichten will, denkt ihn sich einfach mit) und nicht aus Düsseldorf, Hamburg oder Berlin, stand und steht sie jedoch nicht so sehr im Rampenlicht wie Bands gleichen Alters aus den genannten Städten. Festzuhalten bleibt dennoch: Wer sich 1978 gegründet hat, war dabei, als die ganze Chose hierzulande los ging. Alfred Hilsberg sah die Band 1980 in Herford, eine Woche später nahmen Brausepöter die 7” Liebe, Glück, Zufriedenheit auf. Im selben Jahr spielte man zudem mit Abwärts, den Radierern, den Einstürzenden Neubauten und Nasa beim ZickZack-Festival in der Hamburger Markthalle. Rund zwei Jahre später löste man sich auf. Im Jahr 2008 kam es dann zur Reunion. 2010 wurde eine 7” mit zwei unveröffentlichten Songs und 2011 eine komplette Diskografie veröffentlicht. Beide Scheiben erfreuten sich vor allem in den USA großer Beliebtheit.

Kürzlich ist nun mit “Selbstauslöser” ein komplett neues Album erschienen. Das enthält bis auf “Keiner kann uns ab” (mit Isolation Berlin) nur Neukompositionen. Glücklicherweise versuchen Brausepöter nicht wie 1980 zu klingen. Das wäre wahrscheinlich in die Hose gegangen. Die Punkwurzeln werden zwar nicht verleugnet und schimmern mal mehr, mal weniger durch, aber ansonsten verzichtet das Trio auf musikalische Anbiederungen und spielt, was ihnen gefällt. Und das sind mittlerweile eher rockige Töne, die auch mal gerne Ausflüge machen in den Bossanova (“Einmal um die Welt”), die Gitarre ein kleines Solo klimpern lassen (“Ilse-Marie”) oder sehr mit der Dynamik spielen (“Ich hör jetzt nur noch Pink Floyd”). Das Tempo der Songs ist eher langsam und die Spielzeit der einzelnen Lieder ist mit meist vier bis Minuten etwas zu lang. Ein paar Wiederholungsschleifen am Ende der Songs hätte sich die Band ruhig sparen können.

Zum Pogo werden die Songs also eher weniger animieren. Einzig der Opener “Du bist so langweilig (und steckst mich damit an)”, der mich in seiner etwas schroffen Art etwa an Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen erinnert, das schon erwähnte “Keiner kann uns ab” und das eingedeutschte Ramones-Cover von “I wanna be sedated”, das bei Brausepöter “Geh mir weg mit Edith” (sehr geil!) heißt, stechen etwas heraus, da die Punkvergangenheit hier deutlich zu hören ist.


Das mag sich jetzt arg negativ anhören. So ist es aber gar nicht gemeint. “Selbstauslöser” ist ein solides Album, auf dem Brausepöter sich als gereifte Band zeigt, die in Würde gealtert ist und es nicht nötig hat, wie eine Kopie ihrer selbst von vor 30 Jahren zu klingen. Und dieses “Do anything you wanna do” ist dann doch deutlich mehr Punk, als viele anderen alten Bands, die der Kohle wegen versuchen so zu tun, als wäre immer noch 1980.

„Selbstauslöser“ ist bei Überfall Records erschienen

Written by Falk Fatal

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