BLOCKFLÖTE DES TODES – Fifty Shades of Earl Grey LP/CD

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Die Blockflöte des Todes hat mit „Fifty Shades of Earl Grey“ ihr fünftes Album veröffentlicht. Es ist Unterhaltungsmusik mit Anspruch, für Menschen, die sich selbst nicht zu ernst nehmen. Mir gefällt es ganz ausgezeichnet.

Blockflöte des Todes – unter diesem Namen habe ich mir etwas komplett anderes vorgestellt. Irgendwo meine ich gehört zu haben, Blockflöte des Todes wäre so ein Liedermacherding, so ein Franz-Josef Degenhardt für Arme. Doch weit gefehlt – mit klassischer Liedermusik hat das nichts zu tun. Texte und Musik auf “Fifty Shades of Earl Grey” stammen zwar allesamt von Blockflöte des Todes-Mastermind Matthias Schrei, das Album wurde aber mit Band eingespielt.

Musikalisch bewegen sich Blockflöte des Todes irgendwo zwischen dem ruhigen Indiepop eines Gisbert zu Knyphausens, den jazzigen Arrangements von Herr Nilsson, dem Witz eines Funny van Dannen und manchmal dem Indierock der Aeronauten. Also eine Mischung, die Menschen mit Geschmack durchaus gefallen dürfte. Die Lieder sind leicht und luftig arrangiert, halten sich angenehm im Hintergrund und lassen viel Platz für die Texte.

Die besitzen die trotz aller Wortspiele, bösem Witz und Sarkastasmus eine Menge Tiefgang. Gleich der Opener “Kleines Mädchen” zeigt das beispielhaft. Hier beschreibt ein frischgebackener Vater das Zusammenleben mit seiner Tochter und seine Sorgen und Ängste – erst witzig, dann völlig ernst: “Mach was Du willst, du sollst ja alles probieren, nur bitte später nicht BWL studieren, Du darfst sonst alles sein. Du darfst alles werden, darfst alles machen, nur nicht vor mir sterben.” Das darauf folgende “Mango” erinnert mich dann ein wenig an die Aeronauten und macht sich über den Gesundheitswahn unserer Zeit lustig bdt_head(zumindest habe ich den Text so verstanden). Ebenfalls sehr gelungen ist “Zeitung”, in dem Schrei und seine Duettpartnerin Miu das leicht bittere Fazit einer zehnjährigen Beziehung ziehen: “Passiert nicht oft, dass wir uns streiten. Dazu haben wir zu viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel gemeinsame Schulden. Manchmal frag’ ich mich ob wir uns nur deswegen noch erdulden.” Auch wenn “Beziehungen” (und Liebe und Sex) das bestimmende Thema von “Fifty Shades of Earl Grey” sind (“Amanda Ziller”, “Pi”, “Zucker Mutti” und “Katze / Computer”) wäre es falsch Blockflöte des Todes darauf zu reduzieren. In “I kissed a Boy” bezieht Schrei zum Beispiel charmant Stellung gegen Homophobie (“Bart auf Bart und trotzdem zart”) und in “Mein Blog” macht er sich über Digital Natives lustig, die ein Offline-Leben wahrscheinlich nur noch von Wikipedia kennen.

“Fifty Shades of Earl Grey” ist ein tolles Album geworden. Es ist Unterhaltungsmusik mit Anspruch und für Menschen gemacht, die sich selbst nicht ganz so ernst nehmen und auch mal über sich selbst lachen können. Mir gefällt es ganz ausgezeichnet.

“Fifty Shades of Earl Grey” ist bei Revolver Distribution erschienen

Written by Falk Fatal

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