NOT SO QUIET ON THE IRISH FRONT

notsoquiet

Wer Banjo, Geige oder Dudelsack mag, gerne Guinness trinkt und Shane MacGowan für einen Halbgott hält, kommt jetzt voll auf seine Kosten: Dreimal Irish-Folk-Punk von Mr. Irish Bastard, Malasaners und The Mahones sowie einmal Celtic-Punk von den Real McKenzies im Trashrock-Check.

MR IRISH BASTARD – The World, The Flesh & The Devil CD/LP

Mr. Irish Bastard sind laut eigener Aussage die beste Irish Folkpunkband Deutschlands. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen. dafür kenne ich die Folkpunkszene in Deutschland zu wenig. Aber das Mr. Irish Bastard unter den Top-3 oder Top-5 zu finden sind, steht nach dem Hören ihres neuen Albums “The irishbastardWorld, The Flesh & The Devil” für mich außer Frage. Das klingt doch alles sehr irisch, sehr traditionell. Beim Hören von “The World, The Flesh & The Devil” sehe ich immer wieder die grünen Wiesen aus der Kerry Gold-Werbung und Pubs in denen das Guiness (Kilkenny) in Strömen fließt vor mir. Damit scheinen die fünf Münsterander einen Nerv getroffen zu haben, kletterte das Album in der Woche nach Veröffentlichung immerhin auf Platz 57 der deutschen Charts. Klar, dass heißt nicht mehr so viel wie noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Aber man muss das trotzdem auch erst einmal schaffen. Neben der unbestrittenen musikalischen Qualität, die Mr. Irish Bastard besitzen, kann der Charterfolg aber auch daran liegen, dass das Album ziemlich glatt klingt. Der Irishfolk dominiert hier deutlich den Punk. Das macht die Musik für Menschen gefälliger, die mit Punkrock nichts am Hut haben, ich hätte es gerne wilder, lauter und anarchischer gehabt. Für mich klingt “The World, The Flesh & The Devil” deshalb ein bisschen wie ein Touristenpub, der zwar aussieht wie ein landestypischer Wirtshaus, um das die Einheimischen aber einen großen Bogen machen, da sie lieber in der Spelunke um die Ecke trinken.

“The World, The Flesh & The Devil” ist bei Reedo Records erschienen

MALASAÑERS – Spanish Eyes CD

Malasañers sind eine Irish Folkband, die aus Madrid ins beschauliche Bamberg umgesiedelt ist. Sachen gibt’s. Wahrscheinlich wollten sie den berühmt-malasanersberüchtigten Bierwanderweg ablaufen und sind dann in der fränkischen Provinz hängengeblieben. Das Bier dort ist ja auch sehr gut. Aber das ist nur meine wilde Theorie, die mit der Wahrheit wahrscheinlich so viel so tun hat, wie Stefan Raab mit Humor. Also sehr wenig. Doch woher die Band kommt und wo sie lebt spielt ja auch keine Rolle. Es geht um die Musik. Und hier können die spanischen Franken oder fränkischen Spanier auf ganzer Linie punkten. Mir gefällt ihr traditioneller Irish Folk, der mit Elementen aus Punk und Country angereichert wird, richtig gut. Hier mal eine Country-Violine, dort etwas mehr Tempo steht den Songs sehr gut und sorgt für genügend Abwechslung. Gut gefallen haben mir auch die Texte, die eine schöne Mischung aus Sozialkritik und Feierlaune darstellen. Im tollen Auftaktsong “Spanish Eyes” geht es zum Beispiel über Franco und den Faschismus in Spanien, in “Rights” geht es um die Einforderung derselbigen und von was “Drunk and Single in Madrid” handelt, erschließt sich schon anhand des Titels.

Mein Fazit: Gute Band, gutes Album. Ich sehe die hoffentlich bald mal live. Da macht das sicher noch mehr Laune.

“Spanish Eyes” ist bei Wolverine Records erschienen

THE MAHONES – The Hunger & The Fight CD/LP

The Mahones aus Kingston, Ontario sind laut Aussage des Labels eine der bekanntesten Irish-Folk-Bands Nordamerikas. Ich glaube das gerne und möchte noch ein “und mit Sicherheit auch eine der Besten” hinzufügen. Besser und interessanter als Dropkick Murphys sind sie auf jeden Fall. Und das der Satz über die The_Hunger_The_Fight_-_Irish_largeBekanntheit der Band nicht einfach nur so dahergesagt ist, belegt auch die imposante Liste an Gastmusikerinnen und Gastmusikern, die an „The Hunger & The Fight“ mitgewirkt haben. Unter anderem Simon Townshend von The Who, Tony Duggans von The Tossers, Tara Slone von Joydrop oder Dave Bakash von Sum 41 sind mit kleinen Gastauftritten auf “The Hunger & The Fight”  vertreten. Dabei braucht das Album gar keinen Promibonus. Die Qualität ist auch so hervorragend. The Mahones spielen einen interessanten Mix aus Traditionals und oft sehr rockigen Folk-Punksongs. Manche Songs, wie etwa der Titelsong oder das sehr geile “Stars (Oscar Wilde)” klingen in meinen Ohren ein wenig als ob Gaslight Anthem plötzlich Irish-Folk spielen würden. Andere Songs haben dann einen deutlich höheren Punkeinfluss, wie etwa “Prisoner 1082”, das mich stark an Rancid erinnert. Passend dazu findet sich mit “Last one to die” dann auch ein Rancid-Cover auf dem Album. Klasse sind auch die eher traditionellen Songs wie “Pint of Plain (A Trop of  the Pure)” oder “Blood on the Streets of Dublin”. Mit “The Auld Triangle” gibt es dann sozusagen ein “modernes” Traditional. Das Lied wurde 1954 von dem Schriftsteller Brendan Behan für ein Theaterstück geschrieben. In dem Song geht es die Triangel, die in dem Dubliner Gefängnis Mount of Joy noch heute täglich zum Weckruf geschlagen wird. Etwas aus dem Rahmen fällt dann “I can give you everything”, das im Original von Them, der ersten bekannten Band von Van Morrison, stammt, und bei The Mahones wie ein richtig guter 60s-Punkrocksong klingt.

Mir gefällt “The Hunger & The Fight” richtig gut. Wer eine Vorliebe für Irish-Folk-Punk hat, sollte hier zugreifen. Es lohnt sich!

“The Hunger & The Fight” ist bei Wolverine Records erschienen

THE REAL MCKENZIES – Rats In The Burlap CD/LP

Okay, okay, die Real McKenzies sind ja eigentlich keine Irish Folk-Band, sondern eher Scottish-Folk- oder Celtic-Punk-Band, aber ich halte es hier mal ganz realmckenziesfrei mit Andy Möller: Ob Irland oder Schottland, hauptsache Folk.

“Rats in the Burlap” heißt das neue Werk der sympathischen Kanadier mit schottischen Wurzeln und es überrascht mich. Denn unter den 14 Song finden sich überraschend wenig Folkpunksongs. Die meisten Songs sind straighte, meist melodische, fast schon ramoneske Punkrocksongs. Manchmal klingt das Teenage Bottlerocket mit Banjo und Dudelsack. Der Dudelsack kommt seltener zum Einsatz, als ich das in Erinnerung habe. Ich muss gestehen ich kenne von den Real McKenzies nur die ersten beiden Platten, die damals in Deutschland von Plastic Bomb Records veröffentlicht wurden und auf denen war der Folkanteil deutlich höher. Wie auch immer, wen weniger Dudelsack, dafür mehr E-Gitarre nicht stört, bekommt mit “Rats in the Burlap” ein ordentliches Punkrockalbum.


The Real McKenzies – Catch Me (official video) von Crowdsurfersmagnet

“Rats in the Burlap” ist bei Fat Wreck Chords erschienen

Written by Falk Fatal

Schreibe einen Kommentar