STEAKKIFE – one eyed bomb CD/LP

Steakknife veröffentlichen mit “one eyed bomb” nach acht Jahren ein neues Album. Das ist ganz hervorragend geworden.

Neulich hatte ich Besuch von einem alten und sehr guten Freund. Wir hatten uns in den vergangenen 15 Jahren vielleicht zwei-, dreimal gesehen. Ich hatte deshalb vor diesem Treffen etwas Bammel. 15 Jahre sind eine lange Zeit. Unser letztes Treffen lag sicher zehn Jahre zurück. Wie wird unser Wiedersehen sein? Werden wir uns nach dem üblichen “Wie geht’s Dir, wie ist es Dir in den letzten Jahren ergangen” noch etwas zu sagen haben oder werden wir uns verlegen anschweigen und irgendwie froh sein, wenn die paar Stunden vorbei sind und wir wieder unseres Weges gehen können? Mit diesen Gedanken betrat ich die Kneipe, in der wir uns treffen wollten. Mein Freund war schon da. Als er mich sah, sprang er von seinem Stuhl, kam auf mich zu, wir umarmeten uns und hörten die nächsten Stunden nicht mehr auf zu reden, zu lachen und den Moment zu genießen. Kurz gesagt: meine Ängste waren unbegründet. “Gute Freunde kann niemand trennen”, sang der Kaiser. Und zumindest da hatte er recht.

Ähnlich verhält es sich mit dem neuen Album von Steakknife. Das letzte Album der illustren Truppe um Lee Hollies liegt schließlich schon 8 Jahre zurück. Und selbst wenn “Parallel Universe Of The Dead” und dessen Vorgänger “Plugged Into The Amp Of God” gute Alben waren, kamen sie an die Qualität von “Godpill” und vor allem “Songs men have died for” nicht heran. Wie werden die älteren Herren auf ihrer neuen Scheibe klingen? Haben sie es immer noch drauf? Oder ist “one eyed bomb” mal wieder ein Beispiel dafür, dass Bands im fortgeschrittenen Alter nicht mehr versuchen sollten, die eigene Jugend zu konservieren und Punk und Hardcore zu spielen?

Auch hier waren meine Ängste unbegründet. Steakknife haben es noch drauf. “One eyed bomb” ist ein deftiges HC-Punk-Album, das viele der aktuellen Bands locker in die Tasche steckt.

Es beginnt mit dem Titeltrack, der von Lee Hollis mit einem markerschüttertendem Schrei eingeleitet wird in den folgenden 50 Sekunden keine Gefangenen macht. Das folgende “Harpoon” lupft den Gasfuß ganz leicht und schlägt punkrockigere Töne an. Bei “Goddamit” klingt Lee Hollis ein wenig nach Dead Kennedys, was oneeyedbombdurch die frickelige Gitarre unterstützt wird. Bei “the problem with the concept” fühle ich mich kurz an Turbonegro erinnert, “finger in my butt” kriege ich nicht mehr aus dem Ohr (ja ja, ich weiß. Das ist ein schönes Bild.) und den Ärger über die “tiny angry rocks” kann ich gut nachvollziehen.

Kaum ein Song dauert länger als zwei Minuten. Das Tempo ist durchgehend hoch und sollte allen, die nur im entferntesten mit altem US-Hardcore a là Angry Samoans etwas anfangen können, Freudentränen und Schweißperlen ins Gesicht zaubern. Lee Hollis und Co. haben es immer noch drauf. Perfekt abgerundet wird das Ganze durch die bitterbös-sarkastischen Texte von Lee Hollis.

Unter den 16 Songs ist kein einziger Ausfall, dafür Lieder voller Leidenschaft und Spielfreude. Kurzum: “one eyed bombed” wird mit Sicherheit in etlichen Jahrescharts der beliebtesten Punkrockalben auftauchen. Da bin ich mir sicher. Zumindest in meinen imaginären Jahrescharts wird das Album weit vorne landen.

“one eyed bomb” ist bei Rookie Records erschienen

Written by Falk Fatal

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