DIE AERONAUTEN – Heinz CD/LP

Die Aeronauten machen mich glücklich. Sie haben mit “Heinz” endlich ein neues Album veröffentlicht.

Bei den Aeronauten bin ich Fanboy. Aber sowas von. Ich kenne keine andere Band, die mit solcher Lässigkeit und solcher Lakonie solch witzig-charmante Lieder schreibt, die meist kleine Geschichten erzählen und damit verblüffend oft ins Schwarze treffen. Ich möchte hier nur an “Countrymusik” vom 1997 erschienen “Jetzt Musik”-Album erinnern, das die vermeintliche Hamburger Schule Band aus der Schweiz von ihrer prophetischen Seite zeigte. “Im Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren” sang Guz damals, lange bevor viele Punks ihre Iros gegen Vollbärte aeronauten_heinztauschten, zur Wanderklampfe griffen und ihre Liebe zu Woody Guthrie entdeckten. Und mit “Freundin” schrieben sie (unbewusst) einst die Hymne für die einsamen Kollektivsten des Café Klatschs in Wiesbaden. Ich war vor rund elf, zwölf Jahren einer von ihnen. Die meisten von uns waren solo und in fast jeder Schicht, in der einer von uns Club-Mate-Revolutionäre arbeitete, lief mindestens einmal dieses Lied, während wir ergriffen hinter der Theke standen und
jede einzelne Textzeile mitsangen. Das ging soweit, dass die Band bei einem Konzert in der Räucherkammer den
“einsamen Jungs vom Café Klatsch” schließlich dieses Lied widmete. Man kann also sagen, ich bin Fanboy. Aber das hatte ich ja schon eingangs erwähnt.

Kommen wir also zum neuen Album der Aeronauten, das den hübschen und schlichten Namen “Heinz” trägt. Zehn Songs enthält “Heinz”, von denen drei Instrumentals sind und die Band von ihrer Discoseite zeigt. Doch keine Angst, Olifr M.Guz hört sich hier nicht nach Donna Summers an. Und die Aeronauten sind auch nicht zur Bee-Gees-Tributeband mutiert. Die Disco macht sich eher durch die funkige Rhythmen und leichten weltmusikalischen Einsprengslern bemerkbar. Nicht nur wegen dem Opener “Schaffhausen Calling” fühle ich mich mehrmals an die späten The Clash oder das Spätwerk Joe Strummers erinnert.

Überhaupt die Erinnerung. “Heinz” ist auch eine Platte der Zitate und Verweise. Mal musikalisch wie zum Beispiel beim schon erwähnten “Schaffhausen Calling” oder bei meinem neuen Lieblingslied “Ottos kleine Hardcore Band”, das Iggy Pop herzlich grüßt und das man aufgrund des doppeldeutigen Textes sowohl als Hommage an die kleinen, idealistischen Bands verstehen kann, die sich jahrzenhtelang den Arsch abspielen, aber auch als bissige Kritik an Bands, die den Idealismus nur noch vorspielen, aber längst nicht mehr leben. Mir kamen komischerweise Slime in den Sinn. Manchmal sind es aber auch kleine Verweise, wie ein Orgeleinsatz, der an Europe denken lässt. Mir gefällt das. Auch wenn Olifr M. Guz singt “Kampfstern Galactica dockt an” und mir natürlich sofort die Goldenen Zitronen einfallen.

Wie heißt es so schön und treffend im Pressetext: “Dass es hier nicht nur um Musik geht, Spaß und Reflektion eine seltene Verbindung eingehen, zeichnet die Band schon immer aus.” Und das trifft auch auch auf “Heinz” wieder zu. Bei allem Spaß, den das Album macht, ist es nicht albern. Ist kein Funpunk, keine Comedy, sondern gute Unterhaltung, die den Tiefgang zu schätzen weiß. “Heinz” ist also wieder einmal eine großartige Platte geworden und ich hoffe sehnlichst, die Band hört auch in den nächsten Jahren nicht damit auf, großartige Platten zu veröffentlichen.

“Heinz” ist bei Rookie Records erschienen

Written by Falk Fatal

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