The Offenders – X

Mit dem neuen Album bringen die Berliner etwas Farbe in diese triste Zeit.

Inmitten dieser verschiedenen und allgegenwärtigen Wirren erscheint das sechste The-Offenders-Album, in deren zehnten Jahr – Sänger Valerio ist ein in Berlin hängen gebliebener Italiener, daher sicher das „X“ als Albumtitel, weil der Buchstabe doch für die römische zehn steht ihr Pisaverlierer. Wahrhaftig eine zwölf Lieder lange willkommene Abwechslung wie ich im eigenen Ohr erfahren durfte. Klingt der erste Songtitel „Alles muss raus“ wie ne bekloppte Teleshopping-Show, so dreht er mindestens genauso lange seine Runden in meinem Mittelohr, wie ne sich dort festgesetzte fiese Entzündung, die nicht weggehen möchte. Doch im Gegensatz zu nem antibiotikawürdigen Fuck, tut das Lied keinem Weh. Aber so richtig zufrieden bin ich trotzdem nicht damit. Denn der Album-Opener ist mir musikalisch zu sehr auf eben jenen Wiedererkennungswert getrimmt, mit dem man einen Ohrwurm ausstattet. Mir geht er nach dem dritten Durchlauf etwas gegen den Strich, aber trotzdem bekomme ich ihn nicht aus dem Kopf.

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Wesentlich besser gefällt mir „Martens Style“, in dem jene Hipster-Leute kritisiert werden, die aus der Marke machen, was sie mittlerweile ist: Mode und sonst nichts. Wobei, es sind nicht nur die Personen, die die überteuerten Latschen kaufen und damit dazu machen, als auch und vor allem die Marketingabteilung von Dr. Martens, die immer mehr in den Mainstreammarkt drängt, weil sie, wie Ben Sherman und Lonsdale, auch ihren Schnitt machen möchte.

Wie sich das allerdings mit der seit 2011 stattfinden Skinhead Reunion in Brighton verträgt, verstehe ich noch nicht so recht. Denn diese eher kleine Veranstaltung wird auch von der Marke gesponsert, obwohl dort hauptsächlich kleinere und auch mal schräge Skincombos zocken. Sonderlich werbeträchtig dürfte das nicht sein. Aber vielleicht zieht ja dabei das Anrüchige, wer weiß?

Viel gelacht habe ich bei „1000 Mal vergessen“ als ich den Halbsatz im Refrain zuerst durch „Kannste Mal vergessen“ ersetzt habe und dann, weil es die Melodie hergibt, durch „Hosen vollgeschissen“. Versucht das mal, macht echt Spaß und sicher fallen euch noch zig andere Möglichkeiten ein.

Na jedenfalls hatte ich mit dem neuen Album des Wahlberliner Oberoffender viel Vergnügen und konnte all den Wahnsinn, der zurzeit an vielen Orten auf diesem Erdball herrscht für ne Weile, wofür ich der ganzen Band dankbar bin. The Offenders machen mit „X“ wieder einen Ska-Soul-Mod-Punk-Longplayer, der für sich steht, da es in der Richtung nicht mehr viel gibt.

Vor allem habe ich mich dabei über den fetten Karton gefreut, aus dem der Digipack besteht. Macht halt schon Sinn für die gesamte Produktion etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, wenn sie sowieso „bloß“ noch von Fans gekauft wird, die ich der Gruppe unbedingt gönne.

Erschienen ist „X“ in Schland bei Destiny Records.

Written by Bocky

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