Bocky, Falk und Amy waren bei Refused im Schlachthof Wiesbaden. Wie das Konzert war, hat Bocky für euch niedergeschrieben.
Fast schon traditionell treffe ich mich mit Falk vor dem Schlachthof, um in Ruhe ein bis zwei Kippen zu rauchen, und die Zeit zu nutzen, uns auf den jeweiligen aktuellen Stand zu bringen. Ne richtig schöne Angewohnheit, die sich mittlerweile alle paar Wochen wiederholt, auch wenn die Inhalte des Gesprächs diesmal von beiden Seiten nicht wirklich erfreulich sind. Ich hoffe der weihnachtliche Break demnächst sorgt tatsächlich für nen Schnitt und wir können beide 2016 anders angehen, als dieses verfickte Jahr, das sich gerade zu Ende neigt – von meiner Seite aus, könnte das aber auch Jammern auf hohem Niveau sein.
Indessen haben wir nach drinnen vor die Bar gewechselt, wo wir Andrea (Ex-Trust) und Jan (Trust-Retter) treffen. Zusammen warten wir uns da heute die krummen Beine in den Bauch. Das ist man von der Lokalität anders gewohnt und richtig schade, weil Refused bereits mit „Elektra“ loslegen. Immerhin ist es Falk, der die erste Runde Vasen besorgt, denn so kann ich Frontmann Dennis Lyxzen aufmerksam zuschauen, wie er von Beginn an über die Bühne wirbelt. Insgeheim warte ich dabei auf seinen ersten „Mikrotrick“. Also wie er das Teil im vollen Schwung von sich wegwirft, es ein paar Meter fliegen lässt, um es mit einem kurzen Ruck am Kabel wieder „zack“ in seine Hand zurückschnellen lässt. Noch bevor ich den ersten Becher Bier in der Hand halte, ist es auch schon passiert.
Die Band spielt sich in Rage. Wie zu erwarten macht Lyxzen politische Ansagen und vergisst dabei die Anschläge in Paris nicht. Irgendwann steigt er noch von der Bühne, um durch das Publikum zu gehen, und schwitzt sich ansonsten auf der Bühne in Grund und Boden. Wie meine Mannheimer Begleiterin Fabienne sagt, ist das Konzert schon ziemlich „tight“. Dass die Schweden dabei in der Regel keine durchgehenden Melodien, geschweige denn Singalongs haben, sondern viel mit Breaks, Tempo- und Akkordwechsel arbeiten, macht dem Publikum so gar nicht aus. Auch die, die nicht versuchen zu tanzen, schauen selig zur Bühne – ich natürlich auch. Zu guter Letzt lässt die Band sich nicht lumpem und bedankt sich bei dem Publikum in Wiesbaden mit ihrem bekanntesten Song „New Noise“, von dem Jan sich gar nicht sicher war, ob er ihn überhaupt kannte. Aber klar kannte er ihn, auch er war in den Neunzigern nicht so sehr verballert, dass er ihn zumindest nicht schon einmal unbekannterweise zu hören bekommen hatte.
Die Szenerie wechselt nach der Show erneut vor den Schlachthof und wieder haben wir Fluppen in unseren heißen Schmollmündern stecken. Gelassener als noch vor rund neunzig Minuten plappern wir munter in einer feinen Runde, bevor wir uns verabschieden und ich freue mich, dass Refused eine der wenigen Bands sind, die auch Räume mit knapp um die 1.000 Leute erstklassig zu unterhalten wissen. Diesmal fiel es mir nämlich nicht auf, dass dies kein kleines und schnuckeliges Club-Konzert von maximal 300 Besuchern war, was ich an sich bevorzuge. Danke dafür.
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