ILLEGALE FARBEN – s/t LP/CD

Das Demo von Illegale Farben hat mich vergangenes Jahr schon ganz fickrig gemacht. Jetzt ist endlich das Debütalbum erschienen und ich werde nicht enttäuscht. Es ist einfach großartig!

Auf dieses Album habe ich mich sehr gefreut. Die drei Demo-Songs, die Illegale Farben vor einem Jahr veröffentlicht haben, fand ich durch die Bank weg klasse. Jetzt ist pünktlich zu Ostern das Debüt-Album der Kölner Band erschienen und ich werde nicht enttäuscht. Die zwölf Songs begeistern vom ersten Hören an und gewinnen mit jedem weiteren Durchlauf an Qualität. Man hört vom ersten Ton an, dass es sich bei Illegale Farben zwar vielleicht um eine neue Band handelt, die Instrumente aber nicht von Newcomern bedient werden. My Lai, Genepool oder Bazooka Zirkus etwa stehen als Arbeitsnachweis im musikalischen Lebenslauf der fünf Herren.

Musikalisch bewegen sich Illegale Farben im Postpunk, Wave oder von mir aus auch Indie-Punk: für Pop zu schnell und hart, für Punk zu soft und ambitioniert – und vor allem: zu tanzbar! Aber Halt, Punk ist ja “Do anything you wanna do”. Von daher passt das dann doch.

IF_FrontcoverDie zwölf Lieder kreieren eine düstere Stimmung, aber ohne dabei depressiv zu sein. Wenn Illegale Farben ein Bild wären, wären sie wahrscheinlich ein Gemälde von Edward Hopper oder eine Momentaufnahme aus einem Film Noir. Dunkelheit umhüllt die Stadt, die Lichter spiegeln sich auf dem nassen Asphalt und wanderst durch die leeren Straßen. Von irgendwoher ist mal ein Lachen zu hören, irgendwo geht eine Flasche zu Bruch, ansonsten hallen nur Deine Schritte durch die Nacht. Die Texte unterstützen dieses Gefühl. Sie sind irgendwie unkonkret, verharren im Ungefähren, wie das bei persönlichen Texten oft der Fall ist. Es geht oft um Aufbruch und Ausbruch. Gleichzeitig sind die Texte aber so geschrieben, dass sie einen Assoziationsrahmen liefern, in dem jede oder jeder sich wiederfinden kann. „Wie sieht es aus in Deinem Leben / Kommst Du da lebend wieder raus?“ fragt die Band zum Beispiel direkt im Opener “Wieder raus” und ich bin mir sicher, die Frage dürfte den meisten Hörern so oder so ähnlich schon einmal durch den Kopf gegangen sein. Oder nehmen wir “Staub”, für mich das superduperbeste Lied unter zwölf superduber Liedern. Das beginnt mit den Textzeilen: “In der Kneipe Hoffnungslosigkeit/ alle müssen auf etwas warten/ aus den Ritzen kriescht langsam Staub / Moleküle wie Soldaten”. Wer irgendwann in seinem Leben einmal eine sogenannte Eckkneipe aufgesucht hat, hat bei diesen Sätzen sofort ein Bild vor Augen und schon läuft der persönliche Videoclip los. So muss das sein!

Das Jahr ist noch kurz, aber mit ihrem Debütalbum haben Illegale Farben definitiv eines der besten Alben des Jahres veröffentlicht. Ich kann es kaum erwarten die Band live zu sehen. Bis Sommer muss ich mich wohl noch gedulden. Zeit genug also, um das Album im Dauerrepeat zu hören.

„s/t“ ist bei Rookie Records erschienen

Written by Falk Fatal

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