SCHRENG SCHRENG & LA LA – Echtholzstandby CD

Schreng Schreng & La La zeigen mit “Echtholzstandby” das es keinen Vollbart und Holzfällerhemd braucht, um ein tolles Akustikalbum aufzunehmen.

Schreng Schreng & La La sind großartig. Das kann ich gar nicht oft genug betonen. Das erste Mal richtig aufmerksam geworden bin ich auf das Akustik-Duo vor rund zwei Jahren. Damals hatten wir eine Lesung vor deren Auftritt im Frankfurter Exzess. Erst Alex, Mika und ich, dann Jörkk Mechenbier und sein Anwalt Lasse. Das war ein schöner Abend, erst im Exzess, später bei Gastgeber Dennis Degenerate. Dort soff ich mit Alex die Nacht durch, wir hörten Platten und irgendwann befand ich, dass es jetzt zu spät zum Schlafen für mich sei und ich stattdessen ja auch einfach nach Hause fahren könne. Gesagt, getan. Ich setzte mich in Rödelheim in die Straßenbahn. Zum Hauptbahnhof waren es zwei, drei Haltestellen. Ich pennte sofort ein und wurde an der Endhaltestelle am Ostbahnhof von einem Bahnmitarbeiter geweckt. Es war Sonntag, es war früh, bis zur nächsten Straßen- oder U-Bahn zum Hauptbahnhof dauerte es noch etwas. Irgendwo fand ich doch ein Büdchen, dass schon offen hatte, kaufte mir Wegbier und ging zurück zum Bahnhof. Gerade rechtzeitig, denn die Straßenbahn zum SSLL_FRONT_PROMOHauptbahnhof fuhr schon ein. Am Hbf, wie der Frankfurter Hauptbahnhof von Freunden liebevoll genannt wird, erkundigte ich mich nach der nächsten Bahn nach Wiesbaden. Das war ein ICE und damit außerhalb meines Budgets, das zu diesem Zeitpunkt noch 11,04 Euro betrug. Aber ich war ja mal jung und erinnerte mich daran, wie ich früher manchmal schwarz fuhr – nämlich auf der Toilette eingeschlossen. Da die Strecke von Frankfurt nach Wiesbaden nicht sehr lange ist, erschien mir das eine sinnvolle Alternative. Gesagt, getan. Ich saß auf dem Pott und fuhr gemütlich nach Wiesbaden. Dort lief ich zum Abschied noch durch die 1. Klasse, nahm mir eine Sonntagszeitung mit, um anschließend am Backshop frische Backwaren zu erstehen. Und während ich dann zuhause gemeinsam mit Amy meine frisch erstandenen Backwaren bei einer warmen Tasse Kaffee verzehrte, hörten wir die Debüt-CD von Schreng Schreng & La La und erfreuten uns besonders an dem Lied “Ab und zu”, obwohl wir Heroin nicht mögen. Wir erfreuten uns sogar so sehr daran, das wir es zweimal hintereinander hörten.

Einen ähnlichen duften Moment hatte ich neulich mit dem neuen Album von Schreng Schreng & La La. Ich sortierte Quittungen für die anstehende Steuererklärung, hörte “Echtholzstandby” und meine zwei Jahre alte Hündin saß neben mir auf einem Hocker und schaute interessiert zum Fenster raus. Währenddessen lief “Echtholzstandby”. Es begann mit der Internationalen, die hier “Punk” heißt und von einer Spieluhr geduddelt wird. Dann folgte die traurige Geschichte eines abgehalfterten Musikers, der heute Autohäuser eröffnet und in der es treffend heißt: “Was wirklich schmerzt ist der Fall und nicht der Aufprall”. Hoffen wir mal, dass es Jörkk mit seiner Hauptband Love A nicht so ergehen wird. Es folgen weitere leicht melancholische aber dennoch amüsante Lieder, die durch ihren hintergründigen Witz zu gefallen wissen, wie etwa “Dschungelkoffer” oder “Eltern”. Zwischendrin gibt es zur Auflockerung auch mal ein total albernes Lied wie “Nathalie”, bei dem Jörkk mit französischen Akzent singt und das sich mit der letzten Textzeile als Hommage an Stereo Total entpuppt, oder dem Titeltrack, der die alkoholischen Vorteile des Musiker-Daseins besingt.

Ein Song, der ohne Witz auskommt und völlig ernstgemeint ist und wahrscheinlich nicht nur für mich das beste Lied auf dem Album darstellt, ist “Ekel und Abscheu”  – Schreng Schreng & La Las Antwort auf all die homophoben Deppen, die leider nicht mundtot zu kriegen sind. Nicht nur bei diesem Lied, aber hier halt besonders, wird deutlich, warum ich Jörkk für einen der besten Songtexter zurzeit halte: “Die Leitung zu lang und die Zündschnur zu kurz, und ignorant aus Tradition. Mir ist immer alles scheißegal, aber diese Menschen hasse ich wohl. Immer jede Menge Meinung, dabei fallen sie gerne mit der Tür ins Haus, ohne zu wissen wer dort eigentlich wohnt. Deutlich und direkt, aber nicht verbraucht und platt. So gefällt mir das. Wie das ganze Album überhaupt. Der perfekte Soundtrack genauso für die gepflegte Flasche Rotwein am Abend wie zum Katerfrühstück am Morgen darauf.

So, und jetzt wird es mal wieder Zeit Schreng Schreng & La La live zu sehen. Ich habe schon länger keine Sonntagszeitung gelesen.

“Echtholzstandby” ist bei Rookie Records erschienen

Written by Falk Fatal

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