Rechtsschutzversicherung oder nicht, das ist hier die Frage

Neben Banken gelten Versicherungen zu den größten Abzockern und Finanzhaien schlechthin. Wirklich was dazu sagen kann ich aber nicht. Denn ich kenne lediglich die Geschichten, die sie nicht sympathisch machen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich bis vor Kurzem außer den Sozialversicherungen über den Job, nur eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen habe. Und selbst bei der weiß ich nicht mal genau, ob ich sie schon mal in Anspruch genommen habe. Nun überlege ich seit ein paar Monaten sogar, ob es Sinn macht Geld in eine Rechtsschutzversicherung zu zahlen, damit die mir im Falle eines Falles aus der Patsche hilft.

Hätte ich mal eine Rechtsschutzversicherung gehabt!

Der erste Gedanke in diese Richtung kam mir letztes Jahr am 30. September, als ich von meinem damaligen Chef ins Büro zitiert wurde und er mir ohne Umschweife mitteilte, dass ich mit sofortiger Wirkung freigestellt bin und ab 30. November dann fristgerecht gekündigt sei. Etwas perplex, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht damit gerechnet hatte, sondern eigentlich schon viel früher, stammelte ich überrascht, ich müsse das mal von meinem Anwalt checken lassen. Als ob ich sowas wie „meinen Anwalt“ hätte!? Den Anwalt, den ich dann fand und der mich auch vor Gericht begleitete, erklärte mir das kommende Prozedere und wie gut es gewesen wäre, wenn ich doch ne Rechtsschutzversicherung hätte. Denn ohne musste ich trotz erfolgreicher Abwicklung meines Ausscheidens aus dem damaligen Verlag, ne ordentliche Summe meiner Abfindung an den Advokaten meines Vertrauens abdrücken.

Verdammt, warum haben wir noch keine Rechtsschutzversicherung!?

Da sich der Rechtsstreit aus dem Job bis Anfang Dezember hinzog, sah ich keinen Grund mich sonderlich schnell um eine passende Assekuranz zu kümmern. Immerhin hatte ich sowas vier Jahrzehnte lang nicht benötigt und rückwirkend greift die eh nicht. „Warum jetzt also Stress machen, das hat auch Zeit bis Anfang 2016“, dachte ich mir und schob die Etscheidung vor mir her. Entsprechend abgeturnt war ich im Januar, als mich meine holde mir Anvertraute anrief und mir mitteilte, dass unser Auto Schrott sei, sie gesund ist und bestimmt auch nicht Schuld. Doch wie man sich denken kann, sah das die Autoversicherung der gegnerischen Person etwas anders. Überzeugt jetzt endlich so’n Versicherungsschein in der Hand halten zu müssen, wurden zapzerapp die nötigen Unterschriften getätigt. Denn Ü40 scheint man schlagartig in Sachverhalte zu schlittern, weshalb man gleich mehrmals innerhalb kurzer Zeit gut abgesichert sein muss. Bloß blöd, wie vorher schon gelernt, dass der Schutz nicht sofort oder auch nur zwei Wochen rückwirkend greift. Schon clever von solchen Firmen, die mit diesen Schutzbriefen dealen.

Doch im Laufe des Hin-und-Her mit der gegnerischen Versicherung, kam mir eines Tages die Idee einen Kniff anzuwenden, den ich ebenfalls aus Erzählungen kannte: ich drohe einfach mal mit der Rechtsschutzversicherung, auch wenn ich keine habe, die mir im Moment hilft. Nachdem ich es in der ersten Juniwoche 2016 also noch zweimal im Guten versuchte – ja, das dauerte echt so lange –, bat ich schließlich die Person am anderen Ende der Strippe um eine schriftliche Stellungnahme, damit ich die meiner hoch geschätzten Rechtsschutzversicherung vorlegen könne. Und was soll ich sagen, es hat keine zwei Stunden gedauert und ich war eine um einen vierstelligen Betrag bessere Partie! Zwar nur schmal vierstellig, aber immerhin. Der für mich nicht wirklich erwartbare Sieg – weil Geschichten kennt man viele, bloß sind sie selten wahr – wurde mit Pizza, nem kleinen gemischten Salat und ner Flasche spanischen Merlot gebührend gefeiert.

Ist so ne Rechtsschutzversicherung überhaupt nötig?

Obwohl das Auto Matsch war und wir dringend aus verschiedensten Gründen ein neues Gefährt brauchten, musste im Januar auch ein neuer Laptop her. Einer mit CD/DVD-Laufwerk. Fast schon ein Vintage-Wunsch, wie man mir deutlich zu verstehen gab. Das hat mich aber nicht sonderlich gejuckt. Denn zum einen laufe ich der Technik sowieso immer hinterher, weil es für mich Wichtigeres gibt, als das nächste Gadget. Und zum anderen brenne ich immer mal wieder CDs zum Auflegen oder für’s Auto – nein, die neue Karre hat keinen USB-Anschluss. Damit sind wir auch schon mitten im Schlamassel: Ich wollte die Hong-Kong/Vietnam-Urlaubsbilder auf DVD brennen und der Neuerwerb ging nach nicht einmal drei Wochen in die Knie und für vier Wochen zurück ins Werk. Der ganze Kack wiederholte sich bis in die erste Juni-Woche insgesamt drei Mal. Das ist genau so oft wie ein handelsüblicher Verkäufer nach kaufmännischem Recht die Möglichkeit hat das Problem zu beseitigen, bevor er dem Käufer – also mir – die Kohle erstatten muss. Doch wäre alles glatt gelaufen, hätte ich den Text nicht geschrieben. Beziehungsweise wollte ich meine neuen Skills erst einmal ausprobieren, bevor ich schauen wollte, ob die Rechtsschutzversicherung schon greift. Jedenfalls entpuppte sich der Geschäftsführer des Laptop-Einkaufsgeschäfts nicht als ein großer Kenner der Kundenbindung, sondern eher als windiger Wolken-um-die-Ecke-Schieber. Nur wusste er nicht um meinen eben erst gelernten Trick aus dem Weltall, der mich gleichermaßen sicher auftreten lies. So machte es mir fast schon Spaß, die blöde Sau Stück für Stück die Hose runterzulassen und meine Überlegenheit auszuspielen. Immerhin wollte der Typ mich um fast 600 Lappen prellen! Sprich, die Euros bekam ich recht einfach wieder zurück als ich das Wort Rechtsschutzversicherung aussprach.

Was nun, Rechtsschutzversicherung oder nicht?

Zu guter Letzt frage ich mich nun wie ich mit diesem Versicherungsschutz weiter umgehen soll. Soll ich ihn wieder kündigen? Oder lieber doch nicht? Im Falle der Abfindung wäre ich froh gewesen, ich hätte darauf zurückgreifen können. Da ging echt ne stattliche Summe flöten. In den beiden anderen Angelegenheiten hätte ich nicht nur darauf verzichten können, ich habe es einfach gemacht. Weil der Schutz noch nicht gegeben war, bzw. ich nicht weiß ob er das hätte. Wie ich es dann wirklich mache, lasse ich euch gegebenfalls irgendwann wissen. Bis dahin müsst ihr euch selbst Gedanken machen oder lasst es bleiben. So oder so, falsch macht ihr es sowieso.

Written by Bocky

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