Düsenjäger – Treibsand LP/Tape

Emopunkhausen jubiliert: Duesenjaeger haben eine neue, wahnsinnig gute Platte veröffentlicht. Sie heißt „Treibsand“.

Duesenjaeger hören ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Es stellt sich sofort ein gutes Gefühl ein. Zumindest geht es mir immer so, wenn ich eine neue Scheibe der Nordlichter höre. Ich fühle mich dann immer ein wenig an die späten 90er, frühen 2000er erinnert, als ich plötzlich merkte, dass es neben dem schrecklichen Schlachtrufe BRD-Deutschpunk jener Zeit noch weitere tolle Bands gibt, die kritisch, poltisch und emotional auf deutsch singen, ohne allerdings eine Parole an die nächste zu reihen. In jenen Jahren gab es eine Fülle solcher Bands. Spontan fallen mir da Bands wie Panzerkroiza Polpotkin, Dellwo, El Mariachi, Subkutan, Mad Minority, Koyaanisqatsi, Stackatto Granato, Turbostaat, Muff Potter und noch einige andere ein. Duesenjaeger reihten sich 2001 mit ihrer ersten EP in die illustre Runde ein. Und während alle anderen der genannten Bands – bis auf Turbostaat – das Zeitliche segneten, sind Duesenjaeger immer noch da und legen mit “Treibsand” das langerwartete vierte Album vor.

“Treibsand” enthält zehn Lieder und jedes davon ist ein Kleinod. Wie keine andere Band die deutschsprachigen Emo-Punk spielt, verstehen Duesenjaeger es, trotz aller Melancholie und Fernweh, keinen Jammerpunk zu machen und dabei noch konkrete Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen zu äußern. Dass sind manchmal nur einzelne Textzeilen, manchmal längere Passagen, aber es wird immer klar, wo die Band steht und wofür ihr Herz schlägt. Dass zeigt sich auch in der ganzen Herangehensweise der Band, die der DIY-Szene immer verbunden geblieben ist. Ich tippe mal, dass es genügend Angebote gab, auf größere Labels zu wechseln und wer weiß, wenn die Band Bock darauf gehabt hätte, wäre vielleicht auch ein Weg möglich gewesen, wie ihn Muff Potter oder Turbostaat beschritten haben. Aber seit jeher werden die Schallplatten mit Hilfe von Rosi von My Ruin veröffentlicht. Ich finde das toll und es macht mir die Band noch sympathischer als ich sie eh schon finde.

Doch zurück zu “Treibsand”. Dass ist ein tolles Album geworden. Das wird gleich beim Auftakt “woanders mit dav” deutlich, eine warm-klingende Gitarre trifft auf den fernwehversprühenden Gesang. Danach folgen gleich zwei Lieblingssongs des Albums: “jauchetaucher” und “wie lange noch”. “Jauchetaucher” gefällt durch den Kontrast zwischen Stakkato-Gitarre in der Strophe und hymnischem Refrain. Noch von ihrem Konzert in Wiesbaden ist mir “wie lange noch” (übrigens nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen KFC-Hit) in Erinnerung geblieben. Auf Wochen im Ohr festgesetzt hat sich “grabeland”, ein toller Song mit tollem Text und Ohrwurmpotenzial. Aber auch die etwas harscheren Lieder wie “kehren vor dem bekehrten” oder “kreislauf” gefallen mir richtig gut – so wie das ganze Album. Ich bin mir sicher: “Treibsand” wird nicht nur in meinen Jahrescharts weit oben rangieren.

“Treibsand” ist bei Grabeland Schallfolien erschienen

Written by Falk Fatal

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