STORNO. – wellness CD/LP

Storno. lärmen sich auf „wellness“ durch zwölf tolle Lieder.

„Storno an Kasse 4“ ruft die Supermarktkassiererin durch ihr Mikrophon, weil sie mir ein Bier zu viel abgezogen hat. Dumm, wenn nur der Marktleiter einen Stornoschlüssel haben darf, denn der kommt einfach nicht. Die Schlange hinter mir wird ungeduldiger, die Ersten beginnen zu Maulen. Ich bekomme böse Blicke. Wie konnte ich es nur wagen?

Ungeduldig und maulend kommen auch Storno. daher, die stimmlich und musikalisch eine gewisse verwandtschaftliche Nähe zu den großartigen Telemark aufweisen – was vor allem, aber nicht nur, am gemeinsamen Sänger Max Nuscheler liegt. Der spuckt wie ein Tourette-Kranker seine Assoziationsketten über den Noiseteppich heraus. Diese wirken zunächst vielleicht etwas zusammenhangslos, doch werden mit jedem weiteren Durchlauf konkreter und zeigen eine große Wut auf die Welt, die Gesellschaft und all den Scheiß, der uns umgibt und das Leben oft so anstrengend macht. Das sind mal schlicht “Arschlöcher”, der Sommer mit all seinen Auswirkungen (“Winter”) oder langweilige Discos (“Peinlich tanzen”). Manche Introspektion darf auch nicht fehlen und so ergibt sich dann doch ein irgendwie stimmiges Bild, von vier Leuten, die nicht einverstanden sind und ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verleihen wollen. Mag sein, dass das “eher Wipers als Adorno” ist, um einmal den Promozettel zu zitieren. Aber ich denke, so manchem verbalem Wutausbruch, der hier zu hören ist, hätte auch Theodor W. zugestimmt.

Die Musik auf “wellness” hätte bei Adorno zwar keine Begeisterung ausgelöst, ist aber trotzdem klasse. Hektisch-treibender Noise-Rock mit verzerrtem Bass und kreischenden Drum-Becken, der mehr durch seine Rhythmik und Wucht als seine filigranen Melodien im Gedächtnis bleibt.

Schönes Album, das auch optisch gefällt, für Menschen mit gutem Musikgeschmack.

“Wellness” ist bei Salon Alter Hammer und X-Mist Records erschienen

Written by Falk Fatal

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