MITGIFT – Guten Appetit LP

Mitgift aus Darmstadt veröffentlichen nach 16 (!) Jahren ihr Debüt-Album. Ob sich das Warten gelohnt hat, erfahrt ihr im Trashrock-Check.

Mitgift aus Darmstadt gibt es nun schon seit 16 Jahren. Trotzdem ist “Guten Appetit” das erste Album, dass die sympathische Deutschpunktruppe veröffentlicht. Das Sprichwort ‘Gut Ding will Weile’ haben, wird in Südhessen offensichtlich ernster genommen als anderswo.

mitgift2Wer die hiesige Deutschpunkszene über einen längeren Zeitpunkt verfolgt, wird bei Mitgift auf zwei alte Bekannte stoßen: auf Sänger und Gitarrist Kalli, der von Anfang an dabei ist, und auf Kai an der zweiten Gitarre, der seit zwei Jahren die Band verstärkt. Beide spielten früher bei Ungunst, die sich ja einiger Beliebtheit erfreuten. Und wer mit Ungunst gut konnte, wird auch an Mitgift Gefallen finden. Außerdem erinnern mich Mitgift – nicht nur aufgrund des leichten Lispelns von Sänger Kalli – ein wenig an Molotow Soda.

Was mir sehr gefällt, ist die Themenauswahl der Band. Die geht nämlich über die Deutschpunk-Klassiker ‘Scheiß Staat, scheiß Nazis, scheiß Bullen’ hinaus. So handelt ”Guten Appetit” von Chemiekonzernen und was sie alles in die Nahrung mischen, “Meine Heimat” vom extremen Fluglärm des Frankfurter Flughafens oder “Stasi im Haus” von nervigen Nachbarn, die alles und jeden kontrollieren und mit der Hausordnung unterm Kopfkissen einschlafen. Auch ein bisschen Herzschmerz und Trennungsschmerz darf nicht fehlen.

Schön finde ich auch, dass Mitgift versuchen, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und “Guten Appetit” mit einem gewissen Augenzwinkern präsentieren. Einzig das Cover von “Es gibt kein Bier auf Hawaii” hätten sie sich sparen können. Da finde ich das Original schon so schlimm und so typisch deutsch (“Klar fahre ich gerne ins Ausland, aber die müssen da schon deutsch schwätze”), dass mich auch eine Deutschpunkversion davon nicht erheitern kann.

Alles in allem eine ordentliche Scheibe, die so manches Deutschpunkherz höher schlagen lassen dürfte.

“Guten Appetit” ist direkt bei der Band erhältlich

Written by Falk Fatal

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